Richtlinien und
Empfehlungen zu Bachelor- und
Masterstudiengängen im Fach Mathematik für das Lehramt
an Gymnasien
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KMathF-Aktualisierung 2007 eines Textes aus 2003 von DMV, GDM, KMathF,
MNU |
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Die Mathematik ist eine der ältesten und
höchstentwickelten Wissenschaften. Weil Mathematik zudem als
Basiswissenschaft für Naturwissenschaften, Informatik und moderne
Hochtechnologien dient, ist sie auch ein bedeutendes
Schulfach. Lehramtsstudierende brauchen eine exzellente und
wissenschaftsorientierte Fachausbildung; sie müssen darüber
hinaus
fachdidaktisch, medienmethodisch und erziehungswissenschaftlich
qualifiziert werden.
Hier sollen die 2003 ausgesprochenen Richtlinien und Empfehlungen für die
Ausbildung zum Lehrerberuf aktualisiert werden, wobei nun bereits auf
Erfahrungen zurückgegriffen werden kann, da in einigen
Bundesländern die Lehramtsausbildung bereits nach einem gestuften
Bachelor-, Mastermodell geschieht. Es handelt sich hier wieder
um das Lehramt an Gymnasien
(bzw. Sekundarstufe I,II) und um das Fach Mathematik.
I. Strukturvorgaben
- Gestufter Aufbau:
- Bachelorstudium mit berufsbefähigendem
Zwischenabschluss Bachelor of
Science oder Bachelor of Arts
- Auf dem Bachelorstudium aufbauendes Masterstudium mit dem
Abschluss Master of Science oder Master of Arts oder
Master of Education
- Nach dem Referendariat berufsbegleitende Fortbildung
- Blickrichtung Lehrerberuf: Bereits das Bachelorstudium
sollte fachdidaktische und schulpraktische Anteile enthalten.
- Durchlässigkeit: Eine Revision
der Entscheidung zum Lehrerberuf sollte in den ersten Semestern
ohne größeren Zeitverlust möglich sein
ebenso wie ein nachträglicher Einstieg etwa vom Bachelorstudium
der Mathematik in das Lehramtsstudium.
- Zwei Fächer: Neben Mathematik muss noch ein
weiteres schulrelevantes Fach studiert werden.
- Modularisierung: Das bedeutet die
Einteilung eines Studiengangs in zeitlich und thematisch
zusammengefasste Einheiten, genannt Module, die jeweils geprüft
werden.
- Kreditpunktesystem: Das ist die quantitative Bewertung von
Studienleistungen gemäß dem
European Credit Transfer System (ECTS), vgl. III.5 unten.
- Gleichwertigkeit: Erstes Staatsexamen und
Masterabschluss für das Lehramt an Gymnasien sind gleichwertig.
II. Ausbildungsziele
- Allgemeine Ausbildungsziele
- Fundierte mathematische Kenntnisse
- Tiefenverständnis von Mathematik und
Überblickswissen
- Fähigkeit zum mathematischen Experimentieren
- Historisches Verständnis von Mathematik
- Grundlegende Befähigung zu einer wissenschaftlichen
Arbeitsweise
- Methodenkompetenz, Flexibilität, transferierbare Erkenntnisse
- Abstraktionsvermögen, Befähigung zum Erkennen von
Analogien und Grundmustern
- Fähigkeiten zum Erkennen, Formulieren und
Lösen von mathematikhaltigen Problemen
- Training von konzeptionellem, analytischem und logischem Denken
- Forschungsorientierte mathematische Kompetenz
- Kommunikationsfertigkeiten, Befähigung zur Teamarbeit,
Fremdsprachenkenntnisse
- Erwerb von Lernstrategien für lebenslanges Lernen
- Berufsbefähigung durch den Bachelorabschluss
- Mitarbeit in einem Team aus
Mathematikern, Informatikern, Naturwissenschaftlern und Ingenieuren
in Verwaltung, Industrie und Wirtschaft
- Tätigkeiten in einschlägigen Verlagen und
Bildungszentren
- Für den Lehrerberuf spezifische Ausbildungsziele
- Fachdidaktische und pädagogische Eignung
- Wissen über das Wesen von Lehr- und
Lernprozessen sowie deren Beurteilung
- Befähigung zum fachkompetenten Einsatz neuer Medien und
geeigneter Software im Unterricht
- Die Faszination der Mathematik zu erfahren und in der Schule
weitergeben zu können.
- Erfolgreiches konsekutives Bachelor/Masterstudium
- Qualifikation zum Referendariat
- Befähigung zu einem Promotionsstudium
- Befähigung und Motivation, berufsbegleitend die mathematische
Allgemeinbildung zu erweitern
III. Allgemeine Qualitätsstandards
- Aufnahmebedingungen
Die Aufnahmebedingungen für das Bachelorstudium sind in der Regel die
gleichen wie für das herkömmliche Lehramtsstudium.
Die
Aufnahmebedingung für das Lehramts-Masterstudium ist in
der Regel ein Bachelorstudium, in dem zwei Schulfächer studiert wurden
und ein Professionalisierungsbereich mit didaktischen, schulpraktischen und
pädagogischen Anteilen absolviert wurde. Die Aufnahme hängt von der
Bachelornote und weiteren universitäts- oder landesspezifischen
Kriterien wie z.B. Aufnahmegespräche ab.
- Prüfungen
Zu jedem Modul ist eine Prüfungsleistung etwa in Form einer
mündlichen Prüfung und/oder einer Klausur zu erbringen. Diese
Prüfungsleistungen werden in der Regel benotet und mit
Kreditpunkten gemäß ECTS gewichtet. Einzelheiten sind in
der Prüfungsordnung festzulegen. Zum Bachelorstudium gehört
eine Abschlussarbeit, die z.B. aus einem Seminar heraus
entstehen kann,
oder ein Praxisprojekt, das dann in einer
schriftlichen Arbeit dokumentiert wird. Zum Masterstudium gehört
eine schriftliche Masterarbeit, die mit der herkömmlichen
Staatsexamensarbeit zwar vergleichbar ist, aber eine höhere Wertigkeit
als bisher bekommt. In manchen Ländern wird auch noch eine
zusätzliche Prüfungsleistung unter staatlicher Obhut gefordert.
- Benotungen
Die Noten können wie üblich vergeben
werden. Zusätzlich kann eine Umrechnung
in eine anerkannte europäische Notenskala erfolgen. Einzelheiten
sind in der Prüfungsordnung festzulegen.
- Umfang der Module
Aus Mobilitätsgründen werden im Allgemeinen
einsemestrige Module im Umfang von 4 bis 10 SWS empfohlen.
- Kreditpunkte
Die Kreditpunkte (credits) beim ECTS
beschreiben den
studentischen Arbeitsaufwand, student workload, der zur
Erreichung eines Lernergebnisses
erforderlich ist. Sie dokumentieren, dass eine Lernleistung
erfolgreich erbracht worden ist. Die Qualität der Leistung ergibt
sich erst aus der davon unabhängigen Note.
Ein Semester umfasst im Schnitt 900 Stunden
studentischer Arbeitszeit (Präsenzzeit, Vor- und
Nachbereitungszeit, Prüfungsvorbereitungszeit), wofür 30
Kreditpunkte vergeben werden. Also entsprechen einem Kreditpunkt 30
Stunden studentischer Arbeitszeit, es werden dabei 10 Stunden
Präsenzstudium und 20
Stunden Selbststudium angenommen. Für ein Bachelorstudium
ergeben sich insgesamt 180 Kreditpunkte, und für das
Masterstudium kommen noch 120 Kreditpunkte hinzu.
- Studierbarkeit
Die Optionen für das zweite Fach sollten möglichst
so gestaltet sein, dass Synergieeffekte genutzt werden können.
Es sollten genügend Beratungsangebote und Möglichkeiten des
kritischen Dialogs zwischen Lehrenden und Studierenden vorhanden
sein. Auf eine ausgewogene Betreuungsrelation
und einen zumutbaren Arbeitsaufwand für Studierende ist zu
achten.
- Studiendauer
Für das Bachelorstudium empfiehlt
sich eine Regelstudienzeit von drei Jahren
und für das anschließende Masterstudium eine Regelstudienzeit
von zwei Jahren.
- Umsetzungskompetenz der Ausbildungsziele
Es sollten genügend
Resourcen vorhanden sein, um in den mittleren Semestern
auch Extravorlesungen für Lehramtsstudierende anbieten zu
können und um Lehrerfortbildung gewährleisten zu
können.
Es ist empfehlenswert, Entwicklungspläne über
Lehrkapazitäten zusammen mit anderen Fachbereichen
zu erstellen, um Studienpläne für
gut studierbare Fächerkombinationen konzipieren zu können.
Wichtig ist auch, dass genügend Computer-Arbeitsplätze
und Softwarelizenzen für die Studierenden zur Verfügung stehen.
- Evaluation des Studienerfolgs
Eine Evaluation während des Studiums geschieht durch
ständigen Dialog mit den Studierenden. Weitere
Bewertungsverfahren werden durch die Hochschulen geregelt.
- Akkreditierung
Neu eingerichtete Bachelor- und Masterstudiengänge müssen in
der Regel durch eine Akkreditierungsagentur akkreditiert werden.
Dabei muss die Agentur selbst durch den Akkreditierungsrat
akkreditiert worden sein. Die Kosten des Verfahrens hat die
Universität zu tragen. Die Akkreditierung erfolgt
grundsätzlich zeitlich
befristet (etwa Regelstudienzeit + 2 Jahre). Ein späteres
Reakkreditierungsverfahren ist dann weniger aufwendig als das erste.
Am Akkreditierungsverfahren wirkt ein Vertreter der für das Schulwesen
zuständigen obersten Landesbehörde mit.
IV. Curriculare Qualitätsstandards
Die Regelstudienzeit für einen konsekutiven
Bachelor/Masterstudiengang beträgt 10 Semester, was
300 Kreditpunkten (C) entspricht. Rechnet man ein
Semester für Prüfungen ab, so ergeben sich insgesamt
ungefähr 9x20 SWS=180 SWS, die während des
Studiums absolviert werden.
- Anforderungen
Die folgenden Studienpläne haben nur Beispielcharakter. Je nach
Universität können Studienpläne auch
ganz anders aussehen. Jedoch handelt es sich hier bei den
Mathematikanteilen um Minimalanforderungen, die nicht zu unterschreiten
sind.
Die Abkürzung C steht für Credits.
Bachelorstudium
Fach A |
Fach B |
A-Didaktik |
B-Didaktik |
Pädagogik |
Schulpraktikum |
Optional |
Ba.-Arbeit |
63 C |
63 C |
9 C |
9 C |
6 C |
4 C |
14 C |
12 C |
Danach könnte ein Beispielplan, der je nach Gegebenheit und
Zweitfach noch zu modifizieren ist, wie folgt aussehen.
Module |
1.Sem. |
2.Sem. |
3.Sem. |
4.Sem. |
5.Sem. |
6.Sem. |
Summe C |
Lineare Algebra u. Geometrie I,II |
9 |
9 |
|
|
|
|
63 |
Analysis I, II |
9 |
9 |
|
|
|
|
Stochastik |
|
|
9 |
|
|
|
Wahlmodule Mathematik |
|
|
|
9 |
9 |
|
2. Fach |
12 |
9 |
9 |
11 |
11 |
11 |
63 |
Fachdidaktiken |
|
|
9 |
|
6 |
3 |
28 |
Pädagogik, Soziale Aspekte |
|
|
|
6 |
|
|
Unterrichtspraktikum |
|
|
|
4 |
|
|
Software-Kurs |
|
3 |
|
|
|
|
14 |
Proseminar |
|
|
3 |
|
|
|
Praktikum / Seminare |
|
|
|
|
4 |
4 |
Bachelorarbeit |
|
|
|
|
|
12 |
12 |
Summe C |
30 |
30 |
30 |
30 |
30 |
30 |
180 |
- Die Veranstalung Lineare Algebra und Geometrie muss
genügend viele elementargeometrische Bestandteile enthalten
und andernfalls für Lehrämtler extra gehalten werden.
- Für 9 Credits Fachdidaktik sind 8 SWS vorgesehen, die sich sich
in 4 SWS FachdidaktikVeranstaltung im Sek I- und 4 SWS
Fachdidaktik im Sek II-Bereich aufgliedern.
- Bei den Wahlmodulen Mathematik kann zwischen
Algebra/Zahlentheorie, Höhere
Analysis und Mathematische Modellierung/Numerische
Mathematik gewählt werden. Eines der Module wird erst im
Masterstudium absolviert. Die drei Module sollten auf Anwendungen zielen
und zum Teil an der Schnittstelle zwischen Mathematik und Fachdidaktik
liegen.
- Eines der Seminare muss im Fach der Bachelorarbeit liegen.
Masterstudium
Fach A |
Fach B |
A-Didaktik |
B-Didaktik |
Praktikum |
Pädagogik |
Profilbereich |
Ma.-Arbeit |
25 C |
25 C |
6 C |
6 C |
6 C |
24 C |
8 C |
20 C |
Danach könnte ein Beispielplan, der je nach Zweitfach noch zu
modifizieren ist, wie folgt aussehen.
Module |
1.Sem. |
2.Sem. |
3.Sem. |
4.Sem. |
C |
Wahl in Mathematik
|
9 |
12 |
|
|
25 |
Seminar |
|
| 4 |
|
2. Fach |
12 |
9 |
|
4 |
25 |
Fachdidaktiken |
6 |
|
6 |
|
42 |
Pädagogik |
3 |
3 |
12 |
6 |
Unterrichtspraktikum |
|
6 |
|
|
Profilbereich |
|
|
8 |
|
28 |
Masterarbeit |
|
|
|
20 |
Summe C |
30 |
30 |
30 |
30 |
120 |
- Beim Wahlmodul Mathematik (9 C) ist eines der drei Module
Algebra/Zahlentheorie, Höhere
Analysis und Mathematische Modellierung/Numerische zu wählen, das
noch nicht im Bachelorstudium absolviert wurde.
- Das Seminar darf auch in der Fachdidaktik
absolviert werden. Es sind 4 SWS in Mathematikdidaktik (6 C) vorgesehen,
die sich in eine Vorlesung und ein Seminar gliedern.
- Veranstaltungen im Profilbereich
müssen im Gebiet der Masterarbeit liegen. Dieses Gebiet kann der
Mathematik, dem zweiten Fach oder einer Fachdidaktik
angehören.
- Mathematik an der Schnittstelle von Fachwissenschaft und
Fachdidaktik
Als dritte Säule und Schnittstelle zwischen
Fachmathematik und Fachdidaktik sollten nach dem Grundstudium
Veranstaltungen angeboten werden, in denen der wissenschaftliche
Hintergrund von ausgewählten Themen des Mathematikunterrichts
entwickelt wird. Das Lehrangebot sollte zusätzlich
fächerübergreifende Teile enthalten und auf Anwendungen der
Mathematik hinzielen. Diese spezifischen Veranstaltungen sind für
Lehramtsstudierende zu konzipieren und so anzulegen, dass
die Eigentätigkeit der Studierenden im Hinblick auf ihre
spätere berufliche Tätigkeit gefördert
wird.
Verabschiedet von der Plenarversammlung der KMathF am 5.5.2007
in Gießen.
http://www.math.uni-bielefeld.de/KMathF/