KMATHF
Diskussionsentwurf: Qualitätsstandards für gestufte Studiengänge


A.v.Humboldt Jedes Naturgesetz, das sich dem Beobachter offenbart, läßt auf ein höheres, noch unerkanntes schließen.

Alexander von Humboldt (1769-1859)

W.v.Humboldt Der isolierte Mensch vermag sich ebensowenig zu bilden als der in seiner Freiheit gewaltsam gehemmte.

Wilhelm von Humboldt (1767-1835)



Einige mathematische Fachbereiche in Deutschland haben gestufte internationalisierte Studiengänge für Mathematik eingeführt, und einige andere erwägen dieses. Wie die Plenarversammlung der KMathF am 20.5.2000 in Dresden festgestellt hat, fehlen bisher noch Qualitätsstandards. Dieser Diskussionsentwurf dient dem Ziel, einen weitgehenden Konsens über Mindestanforderungen und Qualifikationsnachweise herzustellen.

Im Rahmen einer von DAAD und HRK organisierten Tagung hat eine Arbeitsgruppe "Mathematik" am 30.5.2000 in Bonn einem Beispiel der Modularisierung eines sechssemestrigen Bachelorstudiums zugestimmt, an das sich das folgende Schema anlehnt.

ModulBasisAufbauWeiterführend Bachelorarbeit
AnalysisAnalysis I,II Analysis III, Gew.Dgl, Funkt.theorie Wahlmöglichkeiten
(für Vorlesungen und Seminare)
im 6.Semester: Seminar, Praktikum oder Projekt mit anschließender Abschlußarbeit
Algebra/Geometrie Lin.Algebra-I,II Algebra
Angewandte Math. Matlab-Kurs, Numerik, StochastikWahlmöglichkeiten
außermath. FachWahlpflichtfach   Wahlmöglichkeiten  

An ein erfolgreiches Bachelorstudium läßt sich ein viersemestriges Masterstudium anschließen, dessen Abschlußgrad Master of Science mit dem Diplomgrad gleichwertig ist:

Modul Vertiefung Spezialisierung Masterarbeit
Reine Math. Wahlmöglichkeiten Vorbereitung auf die Masterarbeit im 10.Semester: Fertigstellung der wissenschaftlichen Hausarbeit
Angewandte Math. Wahlmöglichkeiten
außermath.Fach Wahlpflichtfach als Schwerpunktfach möglich  

Jeder Modul wird gemäß den Strukturvorgaben der KMK vom März 1999 mit Leistungspunkten versehen und durch eine Prüfungsleistung ausgewiesen. Dabei ist Kompatibilität mit dem European Credit Transfer System (ETCS) anzustreben. Die Vorlesungen sind in der Regel vierstündig und kombiniert mit zweistündigen Übungen, wobei für die Übungen jeweils ein Leistungsnachweis zu erbringen ist. Darüberhinaus empfiehlt es sich, daß im ersten Jahr begleitend Tutorien angeboten werden. Es ergibt sich das folgende Beispiel für einen Minimalkatalog:

Studienjahr Vorlesungen Ergänzungen Prüfungen Credits
1.Jahr Analysis I,II außermath. Fach mündlich  20+5
+10
+20+5
Lin.Algebra I,II mündlich
2.Jahr Analysis III, Gew.Dgl, Funkt.theorie, Algebra, Numerik, Stochastik Matlab-Kurs, ev.Proseminar mündlich in Angew. Math., Klausur 60+5
3.Jahr weiterführend in reiner und angew. Math. (z.B.Zahlenth., part.Dgl) Seminare, Praktikum/Projekt, außermath.Fach Seminarvortrag, Bachelorarbeit 20+10
+10+5+10
4.Jahr Vertiefung in reiner und angew. Math. Seminare, außermath.Fach mündlich in reiner Math., falls angew.Bachelorarbeit (bzw. umgekehrt) 60
5.Jahr Spezialvorlesungen Einarbeitung in das Gebiet der Masterarbeit, ev.Schwerpunktfach Masterarbeit 60

Zusätzlich finden eine Bachelor- und eine Masterprüfung in dem außermathematischen Fach statt nach Bedingungen, die mit dem jeweils beteiligten Fachbereich abzusprechen sind. Mögliche Fächer sind z.B. Betriebswirtschaft, Informatik, Physik sowie andere naturwissenschaftliche und technische Fächer.

Der obige Mimimalkatalog läßt bei sorgfältiger Planung einen Auslandsaufenthalt während des Studiums ohne Zeitverlust zu, z.B. im dritten oder siebten Semester. Betriebspraktika sollten nach Möglichkeit in den Semesterferien absolviert werden. Der Studienplan ist aber andererseits so flexibel, daß er Verzögerungen z.B. durch Familiengründung, kurzzeitige Berufstätigkeit oder Gremienarbeit zuläßt. Die Studierenden können das Studium nach Neigung und individuellem Lernstil gestalten, und die Möglichkeit, bei Interesse auch länger als fünf Jahre zu studieren, bleibt ungenommen. Die Regelstudienzeit für einen konsekutiven Bachelor/Master Studiengang beträgt 10 Semester. Übergänge zwischen den Diplom- und den Bachelor/Master Studiengängen sind möglich.


31.7.2000.   Diskussionsbeiträge an   kersten@mathematik.uni-bielefeld.de
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