Resolution der Konferenz der Mathematischen Fachbereiche 1991 zur Frage der Finanzierung der Mathematischen Bibliotheken

Die Mathematischen Fachbereiche in der alten Bundesrepublik haben in den letzten Jahren in immer stärkerem Maße Schwierigkeiten mit der Finanzierung der Mathematischen Bibliotheken. Dies führt soweit, daß einige Fachbereichsbibliotheken in ihrem Bestand gefährdet sind. Die Gründe hierfür sind darin zu sehen, daß die für die Bibliotheken vorgesehenen Mittel über ein oder gar zwei Jahrzehnte hinweg nur unzureichend erhöht wurden. Durch die drastischen Preissteigerungen im Bibliothekswesen hat dies zu erheblichen Einschnitten geführt.

Um Zeitschriftenabbestellungen in größerem Umfang zu vermeiden und um wenigstens den Erwerb der wichtigsten Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt zu ermöglichen, gingen einige Fakultäten dazu über, an anderer Stelle ebenso dringend benötigte Mittel in den Bibliotheksbereich umzuverlagern. Hierzu zählen zum einen Gelder aus den Sachmitteletats, zum anderen aber auch die ohnehin knappen Mittel für wissenschaftliche Hilfskräfte, die angesichts weiter steigender Anfängerzahlen für die Lehre unverzichtbar sind.

Ergebnisse mathematischer Forschung werden weltweit durch die Veröffentlichung in Fachzeitschriften und Monographien dokumentiert. Deshalb ist die Ausstattung einer Fachbereichsbibliothek von zentraler Bedeutung für die Studien­ und Arbeitsbedingungen aller Fakultätsangehörigen. Fehlende Monographien und Zeitschriften können die Bearbeitungszeiten von Diplom­ und Examensarbeiten und von Dissertationen und somit die Studienzeiten verlängern. Nicht vorhandene Zeitschriften bewirken ein Informationsdefizit, das dem aktiven Forscher seine Arbeit wesentlich erschwert und möglicherweise sogar in Frage stellt.

Damit sich die Arbeitsbedingungen in den Mathematischen Fachbereichen der alten Bundesländer nicht noch weiter verschlechtern, fordert die KMathF die verantwortlichen Einrichtungen und Gremien auf, die Haushaltsmittel für die Bibliotheken der mathematischen Fakultäten und Institute auf den dringend benötigten Mindestbetrag anzuheben und in Zukunft auch mit den im Universitätsbibliotheksbereich üblichen jährlichen Zuwachsraten zu versehen.

Die KMathF begrüßt es, daß in den neuen Bundesländern Mittel für die Anschaffung von Lehrbüchern und Monographien bereitgestellt werden. Sie macht aber darauf aufmerksam, daß die Anschaffung von Zeitschriften jahrzehntelang vernachlässigt wurde, und daher insbesondere hierfür langfristige Mittel zur Verfügung gestellt werden müssen, um eine Angleichung an den Standard in den alten Bundesländern zu erreichen.


Einstimmig verabschiedet von der 16.Plenarversammlung der KMathF am 13.4.1991