PROTOKOLL

DER 6. PLENARVERSAMMLUNG DER FACHBEREICHSVORSITZENDEN DER KONFERENZ DER MATHEMATISCHEN FACHBEREICHE IM GROSSEN SITZUNGSSAAL DER TECHNISCHEN UNIVERSITÄT BERLIN

AM 25. APRIL 1981


DAUER DER SITZUNG: Sonnabend, 25. April 1981 von 14.15-19.30Uhr
SITZUNGSLEITUNG: Jörg Winkler (Sprecher)
PROTOKOLL: M. Hager und E. Pitz

Anwesend als Vertreter der mathematischen Fachbereiche der wissenschaftlichen Hochschulen waren:

J. Winkler - Sprecher der KMAthF (Berlin)
E. Lamprecht - Beirat der KMathF (Saarbrücken)
H. Salzmann - Tübingen und Beirat der KMathF

K.Habetha (Aachen), R.Gorenflo (Berlin/FU), K.-H.Förster (Berlin/TU), C.M.Ringel (Bielefeld), V.Baumann (Bochum), K.Korneffer (Bremen), L.Jantscher (Clausthal), J.Lehn (Darmstadt), M.Leppig (Duisburg), H.-D.Nießen (Essen), G. Burde (Frankfurt), O.H.Kegel (Freiburg), H.Walk (Gießen), K.H.Kamps (Hagen), C.Geiger (Hamburg), P.Roquette (Heidelberg), H.Becker (Kaiserslautern), H.Lange (Köln), L.Kaup (Konstanz), G.Hofmeister (Mainz), W.Schaal (Marburg), W.Roelcke (München/Univ.), W.Leißner (Oldenburg), R.Vogt (Osnabrück), K.Bierstedt (Paderborn), H.G.Zimmer (Saarbrücken), J.M.Wills (Siegen), B.Volkmann (Stuttgart), W.Kratz (Ulm)

Als Gäste der KMathF bzw. Beobachter:
K.H.Mayer (Dortmund)
H.Kurzweil (Erlangen)
K.Bosch (Hohenheim)
Frau Steiger (WRK/Bonn)

Herr Pareigis (stellvertretender Sprecher der KMathF) sowie die Universitäten Düsseldorf, Göttingen und Münster hatten mitgeteilt, daß sie an der Versammlung nicht teilnehmen können.

Der Sprecher begrüßt die Anwesenden und eröffnet die Plenarversammlung am 25. April 1981 um 19.15Uhr.

TOP 1: Genehmigung der Tagesordnung.
Auf Vorschlag des Sprechers wird auf Grund einer Anregung von Herrn Roquette (Heidelberg) ein zusätzlicher TOP 11a 'Regelstudienzeit' in die Tagesordnung eingefügt und die Tagesordnung wie folgt einvernehmlich festgelegt:
TOP 2: Genehmigung des Protokolls der 5. Plenarversammlung am 26./27. April 1980 in Berlin.
TOP 3: Bericht des Sprechers.
TOP 3a: Erweiterung der TO auf Grund des Berichts des Sprechers.
TOP 4: Berichte aus den Fachbereichen, Fakultäten bzw. Abteilungen und Instituten.
TOP 5: Bericht vom Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentag.
TOP 6: Vorschläge für die Nomination von Mathematikern für eine bundesweite Studienreformkommission Mathematik (hier: Bestätigung, Ergänzung oder Abänderung der 1978 von der KMathF gemachten Vorschläge).
TOP 7: Schlußfolgerungen aus dem Ergebnis der Stellungnahmen der mathematischen Fachbereiche zu einer Minimalausstattung mathematischer Fachbereiche.
TOP 8: Abschlußberichte bzgl. des FIM-Versuches.
TOP 9: Sparmaßnahmen der Länder in bezug auf die Universitäten.
TOP 10: Fachinformationszentrum 4/Zentralblatt für Mathematik
(hier: Kosten für Recherchen).
TOP 11: Studierfähigkeit.
TOP 11a: Regelstudienzeit.
TOP 12: Weiterbildung als Aufgabe der Hochschulen.
TOP 13: Verordnung(en) über die Diplomierung und Nachdiplomierung durch Fachhochschulen sowie Hochschulen der Künste.
TOP 14: Kassenbericht und Entlastung des Sprechers.
TOP 15: Wahl des Sprechers der KMathF und des Beirates für die Amtsperiode 1.10.1981-30.9.1983.
TOP 16 : Verschiedenes.
TOP 17 : Abstimmungen.

TOP 2: Genehmigung des Protokolls der 5. Plenarversammlung am 26./27.April 1980 in Berlin
Die Konferenz genehmigt das Protokoll der 5. Plenarversammlung einstimmig.

TOP 3: Bericht des Sprechers

1. Der Sprecher teilt mit, daß die mathematischen Fachbereiche in Göttingen und Münster und das mathematische Institut der Universität Düsseldorf mitgeteilt haben, daß sie verhindert sind, an dieser Plenarversammlung der KMathF teilzunehmen.

2. Durch ausdrückliche Erklärung sind der KMathF bisher 91 Fachbereiche beigetreten. Dies sind die mathematischen Abteilungen, Fachbereiche, Fakultäten oder Institute der Universitäten bzw. Gesamthochschulen

AachenFreiburgMarburg
BayreuthGießenMünchen (Univ.)
FU BerlinGöttingenMünster
TU BerlinHagenOldenburg
BielefeldHamburgOsnabrück
BochumHannoverPaderborn
BonnHeidelbergSaarbrücken
BremenKaiserslauternSiegen
Clausthal-ZellerfeldKarlsruheStuttgart
DarmstadtKasselTübingen
DüsseldorfKölnUlm
DuisburgKonstanzWürzburg
EssenMainzWuppertal
FrankfurtMannheim 

Offen bzw. nicht durch eine ausdrückliche Erklärung entschieden ist die Frage der Mitgliedschaft in der KMathF noch bei 5 Abteilungen, Fachbereichen, Fakultäten bzw. Instituten (Braunschweig, Dortmund, Erlangen, Hohenheim, Kiel - wobei aber von Braunschweig der Mitgliedsbeitrag für die KMathF gezahlt wurde). Bei zwei Fachbereichen ist auf Grund des von der Gründung der KMathF her vorliegenden Schriftwechsels davon auszugehen, daß sie eine Mitgliedschaft in der KMathF ablehnen (TU München und Regensburg). Der Sprecher teilt weiterhin mit, daß einigen Abteilungen, Fachbereichen, Fakultäten bzw. Instituten die Beitragszahlung noch immer Schwierigkeiten zu bereiten scheint.

3. Sämtliche Beschlüsse der 5. Plenarversammlung der KMathF wurden vom Sprecher ausgeführt, insbesondere wurden die verschiedenen Resolutionen und Empfehlungen an die zuständigen Ministerien und Organisationen gesandt. Abgesehen von der Einflußnahme auf Beschlüsse des Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentages läßt sich über Erfolg oder Mißerfolg der Beschlüsse kaum etwas sagen (sh. aber auch Nr. 6 und TOP 13). Wie schon in den vergangenen Jahren berichtet wurde, ist die Zusammenarbeit mit der DMV sehr gut. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit wurden vom Vorsitzenden der DMV, Herrn Fischer, an die DMV herangetragene Probleme (z.B. Stellungnahme zur Bildung von Fachbereichen oder Fragen der Verleihung des Grades "Diplom-Mathematiker") an die KMathF weitergegeben und vom Sprecher bearbeitet. So hat auch der Vorsitzende der DMV den Sprecher der KMathF gebeten, die DMV auf der diesjährigen Plenarversammlung des Fakultätentages neben der KMathF zu vertreten. Der Sprecher weist besonders darauf hin, daß in seinen Augen die lückenlose gegenseitige Information wertvoll ist. Zu berichten ist hier insbesondere auch, daß Herr Bauer (Erlangen) als Mathematiker in den Senat der DFG gewählt wurde - zu vermuten ist, daß die gemeinsame Aktion der DMV und KMathF zum Erreichen dieses Zieles hilfreich war.

5. Ebenfalls - wie schon im vergangenen Jahr - ist zu berichten, daß die Zusammenarbeit mit dem MathematischNaturwissenschaftlichen Fakultätentag sehr gut ist (sh. auch TOP 5).

6. Die von vielen verschiedenen Seiten und auch der KMathF vorgebrachte massive Kritik an den "Grundsätzen zu Studium und Prüfungen" der "Ständigen Kommission für die Studienreform" hat dazu geführt, daß die Kommission den Auftrag erhielt, diese Grundsätze neu zu überarbeiten. Der Sprecher hat von ihm zusammengetragene Gedanken zur Frage, welchen Inhalt derartige Grundsätze nach seiner Meinung haben sollten, zur Information als Tischvorlage zusammengestellt.

7. Neben den Empfehlungen der Studienreformkommission des Landes Bayern für die Mathematik liegen jetzt derartige Empfehlungen auch aus Niedersachsen vor. Der Sprecher weist darauf hin, daß diese neuen Empfehlungen aus Niedersachsen vom Standpunkt der Mathematik her recht positiv zu beurteilen sind. Der Sprecher weist aber auch darauf hin, daß von einem Gewerkschaftsvertreter ein Sondervotum beigegeben wurde, das sehr bedenkliche Aussagen enthält.

8. Der Sprecher informiert darüber, daß das Zentralblatt für Mathematik jetzt auch in Einzelheft-Reihen beziehbar ist. Pro Jahr sollen js zwölf Hefte in jeder EinzelheftReihe erscheinen, wobei jede dieser Einzelheft-Reihen die Besprechungen aus einem engeren Teilgebiet der Mathematik enthält. Bisher sind derartige Einzelheft-Reihen verfügbar zu:

  1. Zahlentheorie und algebraischer Geometrie,
  2. Geometrie,
  3. Wahrscheinlichkeit und stochastische Prozesse,
  4. Topologie,
  5. reelle Analysis,
  6. partielle Differentialgleichungen.

9. Es ist eine Pressemitteilung des "Fakultätentages Informatik" unter der Überschrift "Fakultätentag warnt vor Niveauabfall bei der Informatik-Ausbildung" eingegangen. Der Sprecher weist darauf hin, daß dieser "Fakultätentag Informatik" nicht ein Fakultätentag analog zu den Ingenieurwissenschaftlichen Fakultätentagen, dem Philosophischen Fakultätentag oder dem Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentag ist und die Relation zwischen KMathF und dem "Fakultätentag Informatik" bedacht werden sollte (sh. auch TOP 6).

TOP 3a: Erweiterung der TO auf Grund des Berichts des Sprechers
Eine Erweiterung der TO wird nicht vorgenommen. Es soll aber ein Bericht über den erwähnten "Fakultätentag Informatik" im TOP 16 -Verschiedenes- abgegeben werden.

TOP 4: Berichte aus den Fachbereichen, Fakultäten bzw. Abteilungen und Instituten

a) Herr Becker (Kaiserslautern) berichtet über ein neues Lehrerbildungsgesetz aus Rheinland-Pfalz, das die Einführung des "Drei-Fächer-Lehrers" beinhaltet. Dabei soll innerhalb des 8-semestrigen Studiums bis zur Vorprüfung ein drittes Fach anstudiert werden, so daß zum Beispiel ein Lehrer allein mit den Fächern Mathematik/ Physik sein Studium nicht mehr abschließen kann. Dies betrifft nicht jede Fächerkombination, so teilt Herr Becker weiter mit, da bei einer Kombination Mathematik/ Deutsch oder Mathematik/Fremdsprache zwei Fächer ausreichen. Herr Becker befürchtet auf Grund der größeren Belastung der Studenten eine Einschränkung oder Streichung mathematischer Teile des Grundstudiums. Auf die Frage von Herrn Salzmann (Tübingen), ob das Fach Mathematik auch als sogenanntes zusätzliches halbes Fach in das Studium aufgenommen werden kann, erklärt Herr Becker, daß dem nicht so sei. Dazu sagt Herr Jantscher (Clausthal), daß in Niedersachsen für Realschullehrer auch ein zusätzliches halbes Fach verlangt wird, wobei aber die Mathematik nur als volles Fach studiert werden kann. Die Konferenz beschließt daraufhin einvernehmlich, den Sprecher damit zu beauftragen, auf dem nächsten Fakultätentag einen Beschluß anzuregen bzw. zu unterstützen, der die Einführung des "Drei-Fächer-Lehrers" ablehnt.

b) Herr Kaup (Konstanz) bittet die Konferenzteilnehmer auf einer Liste, die er herumgehen läßt, einige ihn interessierende Fragen zu beantworten. So soll angegeben werden, ob die Anfängerausbildung gemeinsam für Mathematik-Diplomanden und Studenten anderer Fachbereiche betrieben wird oder nicht, welche Anfängerzahlen vorliegen und ob andere Fachbereiche (z.B. Physik) die Mathematikausbildung selbst betreiben (sh. Anlage 8).

c) Herr Kaup wirft zusätzlich das Problem der Abwertung von C4- auf C3-Stellen auf und fragt, ob diese Probleme auch an anderen Universitäten bestehen. Aus Clausthal wird berichtet, daß in Niedersachsen ein Erlaß zur Überprüfung freiwerdender Stellen besteht. Dies trifft auch für Bremen und andere Universitäten zu. Allgemein wird auf den Bezug zu den Sparmaßnahmen verwiesen (sh. auch TOP 9).

d) Herr Vogt (Osnabrück) fragt, ob an anderen Universitäten gesonderte Veranstaltungen.für Grund-, Haupt- und Realschullehrer angeboten werden. Stuttgart berichtet, daß in Baden-Württemberg eine getrennte Ausbildung besteht, erwähnt aber dazu, daß die Pädagogischen Hochschulen nicht in die Universitäten integriert sind. In München wird an eine neuerliche Trennung gedacht, da nach der PH-Integration schlechte Erfahrungen mit der gemeinsamen Ausbildung gemacht wurden. In Köln wird getrennt ausgebildet, ebenso in Erlangen (3 Kurse). In Siegen hat sich eine getrennte Ausbildung insofern eingestellt, als die ehemaligen PH-Studenten nach der Integration in die Gesamthochschule zu den ehemaligen Professoren der PH gegangen sind.

TOP 5: Bericht vom Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentag

1. Wie schon unter TOP 3 ausgeführt, betont der Sprecher die gute Zusammenarbeit zwischen Fakultätentag und KMathF.

2. Die Plenarversammlung des Math.-Naturw. Fakultätentages in diesem Jahr wird am 1. und 2. Juni in Berlin in Räumen der Technischen Universität stattfinden. Die Tagesordnung wird u.a. folgende Tagesordnungspunkte enthalten, die für die KMathF von Interesse sind:

  1. Die Situation des wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Personals.
  2. Studium und Prüfungen/Situation nach der allgemeinen Ablehnung des "Entwurfs" (hierzu sh. auch TOP 3, Nr.6).
  3. Graduierten-Förderung/Vorgehen nach dem voraussehbaren Auslaufen Ende 1981.
  4. Studierfähigkeit/Einflußnahme auf die Wiederherstellung einer ausreichenden allgemeinen mathematisch-naturwissenschaftlichen Bildung (hierzu sh. auch TOP 11).
  5. Fachinformationszentrum (hierzu sh. auch TOP 10).
  6. Abbau des § 34 (4) EStG.
  7. Weiterbildung als Aufgabe der Hochschulen (hierzu sh. auch TOP 12).
Der Sprecher übermittelt die Bitte des Vorsitzenden des Fakultätentages und verschiedener Mitglieder des Beirats des Fakultätentages, daß an der diesjährigen Plenarversammlung des Fakultätentages möglichst zahlreich Mathematiker teilnehmen sollten, weil auf dieser Plenarversammlung ein neuer Vorsitzender des Fakultätentages gewählt werden muß, der nach dem bisherigen Wechsel in diesem Amt ein Mathematiker sein sollte. Der Sprecher teilt mit, daß verschiedentlich die Vorstellung geäußert wird, daß ein zukünftiger Vorsitzender des Fakultätentages dessen Arbeit aus dem Beirat bereits kennen sollte, daß aber diese Vorstellung keine irgendwie geartete Verbindlichkeit hat. Der Sprecher teilt ferner mit, daß um die Teilnahme von vielen Mathematikern gebeten wurde, weil der derzeitige Vorsitzende des Fakultätentages sich nicht in der Lage fühlt, einen Vorschlag für seine Nachfolge zu machen. Der Sprecher teilt ferner mit, daß andere Beiratsmitglieder die Absicht geäußert haben, Herrn Danzer (Dortmund) für dieses Amt vorzuschlagen (im Beirat des Fakultätentages sind derzeit seitens der Mathematik Herr Danzer (Dortmund) durch Wahl des Fakultätentages und der Sprecher der KMathF in dieser Eigenschaft vertreten).

TOP 6: Vorschläge für die Nomination von Mathematikern für eine bundesweite Studienreformkommission Mathematik (hier: Bestätigung, Ergänzung oder Abänderung der 1978 von der KMathF gemachten Vorschläge)

Der Sprecher berichtet, daß die Einrichtung einer Studienreformkommission Mathematik auf Bundesebene nicht unmittelbar bevorstehe, die Vorarbeiten für die Einrichtung einer derartigen Kommission aber in der zweiten Jahreshälfte 81 bzw. Anfang 82 erfolgen könnten. Da die Herren Kneser (Göttingen) und Witting (Freiburg) dem Sprecher definitiv erklärt haben, daß sie für eine Kandidatur nicht mehr zur Verfügung stehen, sollte die Vorschlagsliste ergänzt werden. Von der Konferenz der Hochschullehrer der Mathematischen Statistik (Stochastik) wurde vorgeschlagen, als Vertreter der Stochastik statt Herrn Witting Herrn Pfanzagl zu benennen. Nach einer kurzen Diskussion über den Sinn einer bundesweiten Studienreformkommission werden neben Herrn Pfanzagl die Herren Salzmann und Grauert (einverständlich) als Ersatz für Herrn Kneser bzw. als Ergänzung der Vorschlagsliste genannt, wobei diese Ergänzung durch Herrn Grauert vorbehaltlich dessen Zustimmung gelten soll. (Damit sind von der KMathF als Kandidaten vorgesehen die Herren: L.Danzer, H.Grauert, G.Hämmerlin, E.Lamprecht, J.Pfanzagl, D.Puppe, H.Salzmann, J.Stoer.)

TOP 7: Schlußfolgerungen aus dem Ergebnis der Stellungnahmen der mathematischen Fachbereiche zu einer Minimalausstattung mathematischer Fachbereiche

Dazu berichtet der Sprecher:
Die letzte Plenarversammlung hatte beschlossen, eine Stellungnahme aller Fachbereiche zur Frage einer Minimalausstattung mathematischer Fachbereiche einzuholen. Dabei war ein Entwurf für eine derartige Minimalausstattungsdefinition aus Baden-Württemberg und Bayern vorgegeben. Der Beirat und Sprecher sollten auf Grund der eingegangenen Antworten für die Plenarversammlung 1981 eine Stellungnahme zur Frage einer Minimalausstattung vorlegen. Auf Grund der eingegangenen Antworten schien ein Treffen des Beirats und.des Sprechers zwecks gemeinsamer Beratung nicht erforderlich zu sein. Von 47 mathematischen Fachbereichen (davon 41 ausdrücklich Mitglied der KMathF) haben 16 auf die Frage bezüglich einer Minimalausstattung geantwortet. In den 16 schriftlichen Antworten haben sich nur 3 Fachbereiche (Duisburg, Hagen und Mainz) für eine derartige Definition ausgesprochen. Bremen hat sein Interesse an dieser Frage bekundet. Von den 16 Antworten sprechen sich jedoch 11 (z.T. sehr dezidiert) gegen eine Definition einer Minimalausstattung mathematischer Fachbereiche aus.

Davon ausgehend schlägt der Sprecher der Plenarversammlung, eine Stellungnahme vor, die nach eingehender Diskussion leicht abgeändert und auf Vorschlag von Herrn Kaup (Konstanz) um einen zweiten Satz ergänzt wird, so daß sie folgenden Wortlaut erhält:

Die Konferenz der mathematischen Fachbereiche hält es nicht für sinnvoll, eine Minimalausstattung mathematischer Fachbereiche zu definieren, weil eine derartige Fixierung die Nivellierung der historisch gewachsenen und sich weiter entwickelnden Vielfältigkeiten vorbereiten würde, gerade diese Vielfalt aber eine Grundbedingung für die Qualität mathematischer Forschung und Lehre ist. Sie verweist zugleich darauf, daß reine Kapazitätsargumente kein hinreichendes Kriterium für die Größe einer mathematischen Fakultät abgeben können.

Der erste Satz dieser Stellungnahme wurde bei 2 Enthaltungen ohne Gegenstimme angenommen, der zweite Satz einstimmig.

TOP 8: Abschlußberichte bzgl. des FIM - Versuches

Die Konferenz nimmt die Abschlußberichte der Gesamthochschule Siegen, der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz, der Freien Universität Berlin sowie der Universität Hamburg zur Kenntnis. Sie spricht den Kollegen, die Mühe und Arbeit in die Durchführung des FIM-Versuches investiert haben, ihren Dank aus. ifber Erfolg oder Mißerfolg des Versuches herrscht keine Einigkeit: die Einschätzungen reichen von "im ganzen positiv" (Herr Becker, Kaiserslautern) bis zu "aus sachlichen, d.h. nicht personellen Gründen erfolglos" (Herr Roquette, Heidelberg). Eine eingehendere Diskussion entzündet sich am letzten Abschnitt des Hamburger Abschlußberichtes. Die Konferenz vernimmt mit Erstaunen und Befremden den Vorwurf, daß "die meisten deutschen Hochschulen das FIM-Studienreformprojekt entweder ignorierten oder es so lustlos betrieben, daß die Ergebnisse entsprechend schlecht ausfielen" - sie verwahrt sich mit großer Mehrheit energisch gegen pauschale Anschuldigungen dieser Art. Vielfach wird die Frage gestellt, wie der Hamburger Bericht in dieser Form den dortigen Fachbereichsrat habe passieren können. Herr Geiger (Hamburg) weist darauf hin, daß der Fachbereichsrat in Hamburg den von Herrn Glashoff vorgelegten Abschlußbericht als Ganzes zustimmend zur Kenntnis genommen habe. Er habe dabei die am Anfang von Abschnitt 9 enthaltenen Auffassungen als globale Tendenzaussage gewertet, jedenfalls nicht als personale Kritik an jenen Fachbereichen und Hochschullehrern, die sich engagiert am FIM-Projekt beteiligt oder die aus sachlichen Gründen nicht am Versuch teilgenommen hätten. Herr Roquette (Heidelberg) gibt zu bedenken, daß die Ablehnung des FIM-Versuches aus sachlichen Gründen noch lange nicht Reformunwilligkeit bedeute, wie es der Hamburger Bericht suggeriere. Herr Wills (Siegen) zeigt sich empört, daß in dem Bericht Dozenten persönlich angegriffen und diffamiert wurden, die sich mit vollem Einsatz und enormem Engagement für das FIM-Projekt verwendet hätten.

Frau Steiger (WRK, Bonn) verweist darauf, daß am 10./11.Juni 1981 in Hamburg die Abschlußsitzung zum FIM-Versuch unter Vorsitz von Herrn Fischer-Appelt stattfindet und daß der Bericht der Fachkommission noch aussteht. Der Sprecher wird von der Plenarversammlung der KMathF mehrheitlich beauftragt, in einem Brief an die zuständige Kommission vor der Verabschiedung des Abschlußberichts seitens der FIM-Kommission das vorgebrachte Erstaunen und Befremden zum Ausdruck zu bringen. Der Sprecher erklärt außerdem, daß er den Abschlußbericht der FIM-Kommission, sobald dieser vorliegt, allen Fachbereichen zuleiten wird. Die Plenarversammlung kommt überein, zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellungnahme abzugeben, dies aber dann ggf. für die nächste Plenarversammlung vorzusehen, wenn der Abschlußbericht der FIM-Kommission dazu Anlaß bietet.

TOP 9: Sparmaßnahmen der Länder in bezug auf die Universitäten

Der Sprecher legt eine von ihm formulierte Stellungnahme vor und berichtet, daß eine derartige Stellungnahme von einzelnen Fachbereichen angeregt wurde. Ehe die eigentliche Diskussion der Stellungnahme beginnt, wird aus einzelnen Fachbereichen über Sparmaßnahmen an ihren Universitäten berichtet. Dabei stellt sich heraus, daß besonders in Nordrhein-Westfalen, aber auch in anderen Bundesländern allgemeine Richtsätze für das Einsparen von Stellen gegeben werden und es den Universitäten überlassen wird zu bestimmen, welche Stellen gestrichen werden. Dabei werden von den Universitätsverwaltungen oftdie Kapazitätsverordnungen zugrunde gelegt und von dieser Grundlage aus der Stellenbedarf rückwärts gerechnet (allgemein wird vermutet, daß die staatlichen Stellen bei ihren Richtsätzen ebenfalls die Kapazitätsverordnungen zugrunde gelegt haben). Dazu bemerkt Herr Roquette (Heidelberg), daß es an seiner Universität gelungen sei, der Verwaltung die Unsinnigkeit einer solchen Rechnung (dies besonders in Zusammenhang mit dem Curricularfaktor) klarzumachen und als gewichtiges Gegenargument die Forschung einzubringen. Nach weiterer Diskussion, ob eine Stellungnahme überhaupt abgegeben werden soll und wie sie gegebenenfalls im einzelnen beschaffen sein soll, beschließt die Plenarversammlung einstimmig, die Vorlage des Sprechers als Grundlage zu benutzen und einzelne Umformulierungen (letzter Absatz als erster und Einfügung des Forschungsarguments) als redaktionelle Arbeit dem Sprecher zu übertragen. Der so geänderten Stellungnahme wird einstimmig zugestimmt (sh. Anlage 1).

TOP 10: Fachinformationszentrum 4/Zentralblatt für Mathematik (hier: Kosten für Recherchen)

Hierzu liegt eine Beschlußvorlage von Herrn Habetha (Aachen) vor. Herr Habetha erläutert die Vorlage und weist darauf hin, daß dieses Problem zum größten Teil die Physik betrifft, aber auch die Mathematik, die etwa 10-15% der Leistungen des Fachinformationszentrums 4 in Anspruch nimmt. Die Vorlage selbst wird bei einer in der Anlage 2 ausgeführten geringfügigen Änderung einstimmig angenommen (sh. Anlage 2).

TOP 11: Studierfähigkeit

Der Konferenz liegt ein Formulierungsvorschlag für eine Erklärung zur Studierfähigkeit der Studenten vor, der von Herrn Volkmann (Stuttgart) dem Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentag vorgelegt wurde. Herr Volkmann, der diesen Vorschlag erläutert, berichtet, dieser Text sei für den Math.-Naturw. Fakultätentag noch einmal überarbeitet worden; diese Überarbeitung konnte der Konferenz leider nicht zur Verfügung gestellt werden. Der Stuttgarter Text gibt Anlaß zu einer teilweise sehr kontroversen Diskussion. Von Herrn Gorenflo (Berlin, FU) wird empfohlen, auf keinen Fall in den politischen Streit um Schulsysteme einzugreifen und alle Anspielungen auf Gesamtschule und gegliedertes Schulsystem zu streichen. Herr Habetha (Aachen) regt an, Eingangsprüfungen für das Mathematikstudium durchzuführen. Kritik erfährt die Formulierung "geistige Gesamtbildung" im Stuttgarter Text durch Herrn Förster (Berlin, TU) und andere; das Wort "geistige" solle hier gestrichen werden. Herr Geiger (Hamburg) regt an, nach den 4 Wörtern "pseudowissenschaftlichem Ballast" einzufügen "(auch im Mathematikunterricht)". Herr Roquette (Heidelberg) vermißt einen Hinweis auf die DMV-Denkschrift über den Mathematikunterricht an Gymnasien. Es wird dann kontrovers diskutiert, ob und inwieweit das niedrigere Niveau der Schulbildung mit der Einführung der Gesamtschule zusammenhänge.

In Einzelabstimmungen wird entschieden, daß die Erwähnung der Gesamtschule gestrichen wird (21:4:6), ebenso die des gegliederten Schulsystems (16:9:6). Beizubehalten ist die "geistige Gesamtbildung" (17:8:6); der Vorschlag, "... pseudowissenschaftlichem Ballast (auch im Mathematikunterricht)" einzufügen, wird 12:16:3 abgelehnt. Mit diesen Auflagen, der Aufnahme einer von Frau Steiger (WRK) vorgeschlagenen Ergänzung in bezug auf die Bedeutung der mathematischen Schulbildung auch für Studenten nichtmathematischer Fächer sowie der Aufnahme eines Hinweises auf die DMV-Denkschrift in den Text wird die Erklärung einstimmig verabschiedet. Die redaktionelle Arbeit an der Neuformulierung wird dem Sprecher und Frau Steiger (WRK, Bonn) übertragen (sh. Anlage 3).

TOP 11a: Regelstudienzeit

Herr Roquette (Heidelberg) erläutert den der Konferenz vorliegenden Beschlußvorschlag betr. Regelstudienzeit. Frau Steiger (WRK, Bonn) berichtet, die Regelstudienzeit gemäß § 3 HRG für das Fach Mathematik sei durchaus noch umstritten und werde bei 9 oder 10 Semestern liegen. Sie weist ferner auf folgendes hin: Sofern in verschiedenen Bnndesländern unterschiedliche Zeiten gelten, sollen die Studiengänge dennoch überall als gleichwertig anerkannt werden. In der anschließenden Aussprache besteht Einverständnis darüber, daß in der Frage der Regelstudienzeit nicht politisch, sondern sachlich argumentiert werden müsse. In der Mathematik zwängen rein fachliche Besonderheiten zu einer mindestens 10 semestrigen Ausbildungszeit an den Universitäten. Die Beschlußvorlage wird mit einer Korrektur (Daten und Anzahl der vorangegangenen KMathF-Beschlüsse) einstimmig übernommen. Sie liegt als Anlage 4 dem Protokoll bei.

TOP 12: Weiterbildung als Aufgabe der Hochschulen

Unter Weiterbildung ist zu verstehen (a) das Studium an den Hochschulen nach der ersten Abschlußprüfung ("Aufbaustudium"), (b) Die weitere Ausbildung von Mathematikern, welche bereits im Beruf stehen. In Kaiserslautern findet zu dem zweiten Komplex der beruflichen Weiterbildung ein Projekt "Mathematische Methoden in der Technik" statt; Vertreter aus der Universität sowie von etwa 20 Firmen beraten darüber, welche Ausbildung für den in der Industrie arbeitenden Mathematiker wünschenswert und möglich ist. Herr Becker (Kaiserslautern) referiert ausführlich die bisherigen Ergebnisse dieses Gesprächs. Er wird von der Konferenz gebeten, eine schriftliche Zusammenfassung dieses Berichts zu erstellen, die diesem Protokoll beigefügt werden soll (sh. Anlage 7).

In der anschließenden Diskussion wird gefragt, inwieweit eine Weiterbildung während der beruflichen Tätigkeit überhaupt möglich ist, ob der Industrie-Mathematiker sich nicht besser durch einen Schwerpunkt in der. angewandten Mathematik während des Studiums qualifiziert (Herr Gorenflo, FU/Berlin). Ähnliche Zweifel über die Erfolgschancen eines solchen Projekts äußert Herr Bierstedt (Paderborn). Herr Habetha (Aachen) berichtet, daß seine Universität einen Kurs zur beruflichen Weiterbildung wegen mangelnder Teilnehmerzahlen habe einstellen müssen. Im weiteren Verlauf des Gesprächs wird das Problem der LehrerWeiterbildung (Herr Roelcke, München) und allgemeiner Kurse (zum Beispiel: Volkshochschule) (Herr Vogt, Osnabrück) angesprochen.

Alle Konferenzteilnehmer werden gebeten, Empfehlungen und Berichte zu diesem Thema an den Sprecher zu übermitteln. Der Sprecher berichtet bzgl. (a), daß die mit dem Aufbaustudium zusammenhängende Problematik im Präsidium der DMV weiterverfolgt wird und er in die damit zusammenhängende Arbeit eingebunden ist.

TOP 13: Verordnung(en) über die Diplomierung und Nachdiplomierung durch Fachhochschulen sowie Hochschulen der Künste

Bezüglich der Vergabe von Diplomen durch Fachhochschulen wird vielerseits berichtet, daß tatsächlich der Grad "Dipl.Math." und "Dipl.-Ing." ohne besondere Y,ennzeichnung des Fachhochschulstudiums verliehen wird. Diese Tendenz wird von allen Konferenzteilnehmern bedauert. Es wird vorgeschlagen, nun von seiten der Universitäten den Zusatz "Dipl.sc." anzufügen. Herr Wills (Siegen) weist auf den Ulmer Studiengang und Grad "Dipl.-Wirtschaftsmathematiker" hin, der Vorbild für andere Hochschulen sein könnte.

Was Promotionstitel für das Fach "Didaktik der Mathematik" betrifft, so scheint den Berichten von Konferenzteilnehmern zufolge sich im großen und ganzen global der "Dr.päd." durchzusetzen. Der Sprecher weist auf eine dem Protokoll als Anlage 5 beigefügte Aufstellung aus den VDI Nachrichten hin.

TOP 14: Kassenbericht und Entlastung des Sprechers Herr Lamprecht (Beirat/Saarbrücken) gibt Bericht über die Kontoführung im Zeitraum 7.8.1979-3.3.1981 (sh. Anlage 6). Die Kassenführung wurde außerdem von Herrn Erwe (Aachen) und Herrn Salzmann (Tübingen) geprüft und in Ordnung befunden. Die Entlastung des Sprechers erfolgt durch Akklamation.

TOP 15: Wahl des Sprechers der KMathF und des Beirates für die Amtsperiode 1.10.1981-30.9.1983 a) Der Sprecher bittet um Vorschläge für die Wahl des Sprechers und weist nochmals darauf.hin, daß die Beiratsmitglieder und er selbst insgesamt einen Personenwechsel für wünschenswert halten. Herr Habetha (Aachen) schlägt dann vor, Herrn Winkler wiederzuwählen. Weitere Vorschläge werden nicht gemacht. Für die Wahl des Sprechers übernehmen Herr Lamprecht und Herr Salzmann die Sitzungsleitung. Die Abstimmung erfolgt geheim. Bei 31 Stimmberechtigten werden 29 gültige Stimmen abgegeben. Herr Winkler wird ohne Enthaltungen und Gegenstimmen gewählt und nimmt die Wahl an.

b) Da Herr Erwe als Beirat nicht mehr zur Verfügung steht, wird Herr Roquette (Heidelberg) von Herrn Baumann (Bochum) vorgeschlagen. Die Herren Lamprecht und Salzmann werden vom Sprecher vorgeschlagen.

Die Abstimmung erfolgt geheim. Bei 31 Stimmberechtigten werden 31 gültige Stimmen abgegeben. Im einzelnen ergab sich folgendes Ergebnis:
Ja Enthaltung Nein
Lamprecht 28 3 0
Roquette 26 5 0
Salzmann 26 5 0
Die Herren Lamprecht, Roquette und Salzmann nehmen die Wahl an.

TOP 16: Verschiedenes
Es wird noch einmal auf den "Fakultätentag Informatik" eingegangen. Herr Jantscher (Clausthal) bemerkt, es sei aussichtslos, etwas dagegen zu unternehmen, daß die Informatiker eine sich "Fakultätentag" nennende Konferenz abhielten. Es ist einhellige Meinung der Konferenz der mathematischen Fachbereiche, daß die Informatik nicht von den mathematischen Fachbereichen mitvertreten wird und der Math.-Naturw. Fakultätentag unter diesem Gesichtspunkt seine Stellung zu diesem "Fakultätentag Informatik" definieren muß.

TOP 17: Abstimmungen
Entfällt, da keine weiteren Abstimmungen anstehen.

gez. M. Hager, gez. E. Pitz (Protokollführung)
gez. Jörg Winkler (Sprecher)