PROTOKOLL DER DRITTEN SITZUNG DER KONFERENZ DER VORSITZENDEN DER MATHEMATISCHEN FACHBEREICHE IM MATHEMATISCHEN INSTITUT DER UNIVERSITÄT MÜNCHEN AM 29.4.1978, 14.15 UHR - 21.30 UHR

Anwesend als Vertreter der Mathematischen Fachbereiche der Wissenschaftlichen Hochschulen:

F.Erwe, TH Aachen, W.Müller, Bayreuth, G.Behrendt, FU Berlin, J.Winkler, TU Berlin, A.Duma, Bochum, L.Gerritzen, Bochum,J.Frehse, Bonn, H.-P.Kinder, Bremen, L.Danzer, Dortmund, H.Klinger, Düsseldorf, P.Plammann, Erlangen, N.Weck, Essen, J.Weidmann, Frankfurt, H. Klingen, Freiburg, E.B.Wagemann, Gießen, E. Maus, Göttingen, W.Heekmann, Hagen, K Glashoff, Hamburg, G.H.Müller, Heidelberg, E.Schock, Kaiserslautern, W.Fieger, Karlsruhe, B.Bosbach, Kassel, M.Götsky, Kiel, L.Kaup, Konstanz, D.Landers, Köln, G.Hofmeister, Mainz, V.Mammitzsch, Marburg , G.Hämmerlin, München, W.Heise, TU München, H.G.Tillmann; Münster, U.Knauer, Oldenburg, U.Viet, Osnabrück, K.-H.Indlekofer, GH Paderborn, Th.Bröcker, Regensburg, E.Lamprecht, Saarbrücken, K.Ritter, Stuttgart W.Kaup, Tübingen, U.Pittelkow, Ulm, J.Stoer, Würzburg, B. Pareigis, Sprecher

als Gäste: W.Fandrey, FU Berlin
H.Dinges, Frankfurt
M.Denker, Göttingen
S. Stangler, Tübingen
W. Degen, (Math.Nat.Fakultätentag - Beirat Math.-)

Nach der Begrüßung durch Herrn Pareigis wird die Tagesordnung wie folgt festgelegt:

  1. Genehmigung des Protokolls der letzten Sitzung
  2. Studienordnungen
  3. Studienreformkommissionen
  4. Regelstudienzeiten
  5. Fernstudium
  6. Zusammenführung von pädagogischen Hochschulen und anderen wissenschaftlichen Hochschulen
  7. Curricular-Richtwerte
  8. Stellung der Akademischen Räte
  9. Übernahme von wissenschaftlichen Mitarbeitern in den Schuldienst
  10. Satzung
  11. Verschiedenes
  12. Beschlußfassungen

TOP 1: Auf Wunsch von Herrn Fandrey (Freie Universität Berlin), wird im Protokoll der zweiten Sitzung der Konferenz TOP 8 die letzte Zeile wie folgt geändert: "Herr Fandrey berichtet über ähnliches aus Berlin 1 Assistenzprofessor auf 3 Hochschullehrer, sowie 1 wissenschaftlicher Assistent auf 1,5 Hochschullehrer". Das Protokoll wird in der geänderten Form genehmigt.

TOP 2 und TOP 4 werden gemeinsam behandelt. Es wird festgestellt, daß an den Universitäten München und Darmstadt Studienordnungen für Mathe matik nach den neuen gesetzlichen Bestimmungen im wesentlichen schon existieren. Andere Universitäten, insbesondere Göttingen und Frankfurt, haben gegen den Zwang, Studienordnungen in dem durch das Kultusministerium eng vorgeschriebenen Rahmen zu erstellen, protestiert. In der Diskussion über die Regelstudienzeit stellt sich heraus, daß weitgehender Konsens darüber existiert, daß 8 Semester Studium, das 9. Semester für die Diplomarbeit, das 10. Semester für die Abschlußprüfung mindestens vorgesehen werden sollten. Herr Müller (Heidelberg) weist darauf hin, daß bei Begründungen einer Regelstudienzeit von 10 Semestern auf die Sonderrolle der Mathematik besonders abgehoben werden müsse. Herr Denker (Göttingen) legt Wert auf die Feststellung, daß die Studienordnungen der einzelnen Universitäten als autonome Satzungen erlassen werden sollten. Herr Winkler (TU Berlin) betont, daß die Regelstudienzeit die Zeit bis zum ersten berufsqualifizierenden Abschluß ist, da8 man sie jedoch niemals mit der Minimalzeit für die wissenschaftliche Ausbildung vergleichen darf. Herr Dinges (Frankfurt) stellt fest, daß die Regelstudienzeit zwar die Fachbereiche zum Entrümpeln der Studienpläne anregen soll, daß sie aber für die Studenten insbesondere bezüglich der Exmatrikulation keine Konsequenzen haben sollten. Die Herren Danzer (Dortmund) und Stoer (Würzburg) werden auf gefordert für den Tagungsordnungspunkt Beschlußfassungen einen Resolutionstext im Sinne der vorangegangenen Diskussion zu erstellen.

TOP 3: Zunächst wird über die verschiedenen Studienreformkommissionen auf Bundes- und Landesebene für Diplom- bzw. für Staatsexamensstudiengänge diskutiert. Die Konferenz beschließt sodann durch Wahl eine Liste von Mathematikern, deren Teilnahme an einer Studienreform kommission auf Bundesebene empfohlen wird: L.Danzer (Dortmund), G.Hämmerlin (München), M.Kneser (Göttingen), E.Lamprecht (Saarbrücken), D.Puppe (Heidelberg), J.Stoer (Würzburg), H.Witting (Freiburg).

TOP 5: Fernstudium: An dem Versuch Fernstudium im Medienverbund nehmen die wissenschaftlichen Hochschulen Freiburg, Hamburg, Karlsruhe, Mainz und Siegen teil. Herr Glashoff (Hamburg) berichtet über den angelaufenen Versuch in Hamburg. Es ist dort inzwischen festgestellt worden, daß das Fernstudium wesentlich teurer als das Direktstudium wird. In Hamburg werden durch das Fernstudium 30 Kandidaten aus besonderen Personengruppen (Berufswechsler, ältere Personen, Behinderte etc.) betreut. Herr Klingen (Freiburg) und Herr Fieger (Karlsruhe) deuten an, daß in ihren Fachbereichen der Versuch des Fernstudiums nach wie vor skeptisch angesehen wird. Man will Erfahrungen sammeln, das Problem der Auswertung ist weitgehend unklar: Herr Hofmeister (Mainz) berichtet, daß dort der Versuch für alle Studenten durchgeführt wird, da der Einbau in die Veranstaltungen bisheriger Art leicht und ohne große Änderung durchgeführt werden kann. Die Gesamtkosten 1978/79 belaufen sich nach einem Kostenmodell bei Beteiligung von 10 Hochschulen auf 1.2 Millionen DM (Anlage 3). Nach Umfrage bei den einzelnen Fachbereichen in Bezug auf die Meinung zum Fernstudien versuch stellt sich heraus, daß 6 Fachbereiche diesen bejahen, 19 dagegen sind und 6 noch keine eindeutige Meinung haben: Herr Dinges (Frankfurt) weist darauf hin, daß eine einfache Ablehnung nicht ausreicht, sondern daß eine weitgehende Begründung notwendig ist, da sonst bei Novellierung von Hochschulgesetzen die Fernstudieneinheiten durch Oktroi des Kultsministeriums eingesetzt werden würden: Herr Bröcker (Regensburg) weist auf die Eigendynamik hin, die bei derartig großen Projekten selbst dann schon auftreten, wenn in der Anfangsphase eindeutig negative Ergebnisse erzielt worden sind.

TOP 6: Es wird darüber berichtet inwieweit eine Zusammenführung der pädagogischen Hochschulen mit den anderen wissenschaftlichen Hochschulen in den einzelnen Bundesländern inzwischen durchgeführt worden ist. In Bayern sind die pädagogischen Hochschulen in die einzelnen Fachbereiche inzwischen eingegliedert. Durch verschiedene kultusministerielle Schreiben sind allerdings wiederum Abgrenzungen zwischen den von den verschieden en Hochschulen zusammengeführten Personengruppen durchgeführt worden. Die Universitäten Bonn und Münster haben eine Eingliederung strikt abgelehnt und erwägen eine Verfassungsklage hiergegen: Besonders hervorgehoben werden die Probleme die bei der Promotion in Didaktik der Mathematik entstehen.

TOP 7: Obwohl zur Zeit nicht anzunehmen ist, daß die Curricular Richtwerte ein großes Problem werden, empfiehlt Herr Puppe (Heidelberg) eine ausführliche Stellungnahme zu diesem Problem die dem Präsidenten der Westdeutschen Rektorenkonferenz bzw. dem Vorsitzenden des Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentages eine Argumentationshilfe sein könnte. Ein von Herrn Puppe empfohlener Text (Anlage 1) wird gebilligt (32:O:2). Zwei der Teilnehmer sahen sich außerstande zum derzeitigen Zeitpunkt an der Abstimmung teil zunehmen. Herr Behrendt (FU Berlin) gibt eine Erklärung zu Protokoll (Anlage 4).

TOP 12: (Wegen der fortgeschrittenen Zeit wird dieser Punkt vorgezogen. Auf die Punkte 8 und 9 wird verzichtet). Nach ausführlicher Diskussion wird eine Resolution zu den Regelstudienzeiten und den Studienordnungen von der Konferenz verabschiedet (Anlage 2).

TOP 10: Satzung.

Das Problem der Erstellung einer Satzung wird zurückgestellt auf eine Sondersitzung bei der DMV-Tagung in Aachen. Unter anderem soll dadurch die Finanzierung der Geschäftsführung gesichert werden. Ein Entwurf der Satzung wird an die einzelnen Fachbereiche versendet werden.

TOP 11: Verschiedenes. Im Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft wird demnächst Herr Ansorge (Hamburg) seinen Sitz aufgeben; er kann nicht mehr wieder gewählt werden. Als möglicher Kandidat für seine Nachfolge wird Herr Heinz Bauer (Erlangen) genannt. Ein weiterer Vorschlag wird nicht gemacht. Herr Danzer (Dortmund) schlägt vor, in Zukunft die Konferenz immer an zwei Tagen arbeiten zu lassen, damit ausgedehnte Sitzungen wie diese in Zukunft vermieden werden. Herr Indlekofer (Paderborn) fragt nach Erfahrungen mit der Anerkennung von Studienleistungen an Gesamthochschulen. Es liegt keine wichtige Information über diesen Punkt vor.

Die nächste reguläre Sitzung der Konferenz der Vorsitzenden der Mathematischen Fachbereiche wird für den 27./28.April 1979 vorgesehen.

gez. B.Pareigis