Prof. J. Weidmann
Fachbereich Mathematik
Universität Frankfurt a.M.

Protokoll der zweiten Sitzung der"Konferenz der Vorsitzenden der mathematischen Fachbereiche" im Mathematischen Seminar der Universität Frankfurt, 17. Juni 1977, 14.15 Uhr bis 20.30 Uhr, und 18. Juni 1977, 9.15 Uhr bis 12.15 Uhr.

Anwesend: F.Erwe (Aachen), H.Kerner (Bayreuth), H.Lenz und W.Fandrey (FU Berlin), J. Winkler (TU Berlin), L.Gerritzen (Hochum), R.Olivier (Bonn), H.-P.Kinder (Bremen), L.Jantscher (Clausthal), H.Mäurer (Darmstadt), L.Danzer (Dortmund), W.Petry (Düsseldorf), W.Eberhard (Duisburg), H. Walk (Essen), J.Weidmann und H.Dinges (Frankfurt), H.Klinger (Freiburg:), G. Braunss (Gießen), G.Frank (Hagen), O.Riemenschneider (Hamburg), K.Kopfermann (Hannover), H.Rost (Heidelberg), E.Schock (Kaiserslautern), W.Walter (Karlsruhe), F.Wille (Kassel), M.Götzky (Kiel), N.Bazley (Köln), G.Neubauer (Konstanz), B.Huppert (Mainz), R.Kiehl (Mannheim), H.-H.Körle (Marburg), W.Heise (TU München), B.Pareigis (Uni München), J.Diller (Münster), U.Knauer (0ldenburg), R.Vogt (Osnabrück), K.-H.Indlekofer (Paderborn), E.Lamprecht (Saarbrücken), H.Kahleis (Siegen), K.Ritter (Stuttgart), H.Salzmann (Tübingen), U.Pittelkow (Ulm), E.Ossa (Wuppertal), J.Scheiba (Mainz, Leiter der Projektgruppe Mathematik des Versuchs "Fernstudium im Medienverbund").

Nach der Begrüßung durch Herrn Weidmann wird die Tagesordnung wie folgt festgelegt:

  1. Fernstudium im Medienverbund (insbesondere Bericht des Herrn Scheiba)
  2. Inhaltliche Diskussion des Diplomstudienganges (mit drei einleitenden Referaten)
  3. Wahl des Präsidenten (Sprechers) der Konferenz der Vorsitzenden der mathematischen Fachbereiche
  4. Kurzstudiengänge
  5. Stufenlehrerausbildung
  6. Verhältnis der Konferenz der Vorsitzenden der mathematischen Fachbereiche zum Math.-Naturwissenschaftlichen Fakultätentag
  7. Erfahrungen mit Studienreformkommissionen
  8. Erfahrungen mit der Stellenbewirtschaftung
  9. Verschiedenes (insbesondere: Zentralblatt, Termin für die nächste Sitzung):

TOP 1 Fernstudium im Medienverbund. Herr Scheiba berichtet kurz über den Stand des Projekts "Fernstudium im Medienverbund" für das Fach Mathematik. Dieser Versuch erstreckt sich auf das erste Studienjahr. Die Entwürfe der Projektgruppe zu Analysis I und Lineare Algebra I liegen vor; noch nicht alle Teile sind von der Fachkommission gebilligt. Für die weiteren Teile liegen bisher nur Absichtserklärungen vor. Gedacht ist an 2 halbstündige Fernsehsendungen pro Woche, Studienbrief und wöchentlich ein Präsenztag, der der Vertiefung des Stoffes in Tutorien dienen soll (die Übungen werden schriftlich erledigt). Die Fernsehsendungen sind etwa seit 4 Wochen in Produktion.

Das HRG sieht vor, daß "anerkannte" Einheiten in den Hochschulen eingesetzt werden sollen. Manche Referentenentwürfe für die Landesgesetze sehen allerdings vor; daß der Einsatz solcher Einheiten "angeordnet" werden kann. Die Fachkommission verlangt dagegen, daß die Fachbereiche hierzu nicht gezwungen werden können. Sie ist der Meinung, daß eine gesetzliche Regelung nicht nötig ist; die Prüfungsordnungen sollten ausreichen. Die Kultusministerien von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz haben entsprechende Regelungen in Aussicht gestellt. Andere Ministerien sind zurückhaltender. Das Mainzer Ministerium wird in diesem Sinn auf andere Länder einwirken, um den Versuch zu retten.

Der für das Wintersemester 1977/78 geplante Vorlauf wird in Kaisers- lautern und Mainz voraussichtlich nicht durchgeführt, da die oben genannten rechtlichen Fragen noch nicht geklärt sind, das Material für das zweite Semester noch nicht vorliegt und die Fernsehsendungen noch nicht zur Verfügung stehen. Der Sinn des Versuchs wird angezweifelt. Die Idee zu diesem Versuch entstand in Zeiten, wo ein Studentenberg im Fach Mathematik erwartet wurde. Jetzt handelt es sich nur noch um einen Versuch für ein zusätzliches Angebot zur Findung der individuellen Studienform. Da aus Kostengründen (ca. DM l20.000,-- pro Fernsehstunde) die produzierten Einheiten über viele Jahre unverändert verwendet werden müßten, wird sogar vorgeschlagen, daß die Mathematik aus diesem Versuch aussteigen sollte. Mehrheitlich ist die Konferenz jedoch der Meinung, daß dieser Versuch, in den schon große Beträge investiert wurden, abgeschlossen werden soll.

Mit 39 Ja-Stimmen und einer Enthaltung faßt die Konferenz den folgenden Beschluß:

Die Durchführung von Fernstudieneinheiten ohne die ausdrückliche Billigung des durchführenden Fachbereichs und der beteiligten Hochschullehrer hält die Konferenz der Vorsitzenden der mathematischen Fachbereiche für unannehmbar und - insbesondere im Hinblick auf Art.5, Abs.3 des Grundgesetzes (Freiheit der Forschung und Lehre) - für rechtlich unzulässig.

Regelungen, nach denen über die Einbeziehung von Fernstudieneinheiten alleine die Fachbereiche zu entscheiden haben, begrüßt die Konferenz der Vorsitzenden der mathematischen Fachbereiche. Nur auf Grund solcher Regelungen kann mit einer aktiven und engagierten Mitarbeit der Hochschulen und der Hochschullehrer beim Einsatz der Fernstudieneinheiten gerechnet werden.

Die Konferenz der Vorsitzenden der mathematischen Fachbereiche empfiehlt dringend, dafür Sorge zu tragen, daß gegenteilige Regelungen nicht in die Landeshochschulgesetze auf genommen werden.

Der Beschluß soll an alle Kultusministerien; Herrn Barner (Vorsitzender der Fachkommission) und Herrn Bauer (Vorsitzender der DMV) verschickt werden.

Die Dekane der Fachbereiche werden aufgefordert, alle diesbezüglichen Gesetzentwürfe, von denen sie erfahren, dem Fachbereich Mathematik der Universität und dem Sprecher der Konferenz der mathematischen Fachbereiche (B.Pareigis, München) mitzuteilen.

TOP 2 Inhaltliche Diskussion des Diplomstudienganges. Entsprechend der Absprache auf der ersten Sitzung beginnt diese Diskussion mit 3 einführenden Referaten.

Walter (Karlsruhe): Herr Walter legt Übersichten über Prüfungsordnungen (seit 1942) und die derzeitigen Berufsaussichten des Mathematikers vor. Die beliebtesten Nebenfächer sind zur Zeit Informatik und Wirtschaftswissenschaften; demgegenüber treten die traditionellen Nebenfächer Physik, Mechanik, Strömungsmechanik in den Hintergrund. Die Diplomausbildung ist in mancher Hinsicht zu abstrakt. Der Bedarf an mathematischem Wissen ist sehr groß geworden; deshalb nimmt Mathematik in den heutigen Prüfungsordnungen einen sehr großen Raum ein (1942 waren es 2 von 5 Prüfungen, heute sind es 3 von 4 Prüfungen). Der Anwendungsbezug in den Vorlesungen sollte gesteigert werden. Dies scheint auch möglich, wie verschiedene neuere Publikationen beweisen. Der Berufsbezug kann wohl im Nebenfach hergestellt werden. In Karlsruhe ist es möglich, die Diplomarbeit bei gewissen Professoren für Wirtschaftswissenschaften zu schreiben (Zweitmitglieder im Fachbereich Mathematik). Ziel soll es sein, dem Diplommathematiker eine gründliche Ausbildung zu bieten, wobei die Wahl der einzelnen Gegenstände nicht entscheidend ist; exemplarisch sollen die Denkweisen und Modellbildungen eines Nebenfaches gelernt werden. Wichtig ist, daß das Nebenfach nicht nur eine Reihe von Mathematikvorlesungen unter anderem Namen ist. - In der Diskussion wird angeregt, in der Analysis und der Linearen Algebra mehr Beispiele aus den Wirtschaftswissenschaften zu verwenden (im Gegensatz zu den bisher fast ausschließlich verwandten physikalischen Beispielen).

Ossa (Wuppertal): Herr Ossa geht aus von der Feststellung, daß die bisherige Diplomausbildung wenig praktisch Verwertbares bietet. In der Mathematik wurden die strukturellen Aspekte immer wichtiger, während in der Berufspraxis praktische Fähigkeiten (z.B. EDV) verlangt werden. Solange der Bedarf an Mathematikern gering war, wurde diese Schwierigkeit weitgehend durch betriebsinterne Weiterbildung behoben.

Herr Ossa schlägt die Schaffung von praxisbezogenen Studiengängen vor, wodurch die Studenten weitgehend für ihren Beruf qualifiziert werden (Mathematisierung, Modellbildung). Gleichzeitig sollte es theoretische Ausbildungsgänge geben; praxisbezogene Elemente sollen aber auch hier enthalten sein. Die praxisbezogenen und theoretischen Ausbildungsgänge sowie die SII-Ausbildung sollten ein gemeinsames Grundstudium haben. Ein (noch in der Diskussion befindlicher) Studienplan für das Grundstudium wird vorgelegt. Die Erstellung exemplarischer Vorlesungsskripten wird gefordert.

Knauer (Oldenburg): Das Studium soll ein Projektstudium sein. Es hat sich allerdings inzwischen gezeigt, daß zunächst eine solide Grundausbildung erforderlich ist. Der augenblickliche Studienplan für das Grundstudium in Oldenburg entspricht den klassischen Studienplänen weitgehend. Das Studium soll aber anwendungsbezogen sein; z.B. heißt die erste Veranstaltung "Lineare und konvexe Algebra": Stochastische und numerische Veranstaltungen werden betont; außerdem werden Veranstaltungen zur Analyse der Berufspraxis des Mathematikers angeboten. Pro Semester ist das Nebenfach (Naturwissenschaften oder Wirtschaftswissenschaften) mit 6 Stunden vertreten. Da die Spezialkenntnisse für das Projektstudium nicht ausreichen, sind weitere Spezialveranstaltungen (etwa Funktionalanalysis, Wahrscheinlichkeitstheorie, ...) in das Projektstudium eingebaut. Als Beispiele für solche Projekte werden genannt: "Auswirkungen der Datenverarbeitung", "Alternative Energieformen", "Umweltbelastung der Stadt Oldenburg".

In diesesn Zusammenhang wird erwähnt, daß der Niedersächsische Kultusminister eine Diplomprüfungsordnung für Mathematik oktroyiert hat, in der auch für das Diplom studienbegleitende Prüfungsleistungen (u.a. Klausuren) verlangt werden. (Da die genauen Umstände nicht bekannt sind; sieht sich die Könferenz nicht in der Lage, hierzu Stellung zu nehmen.) Die Diskussion behandelt vor allem die Frage, ob durch praxisorientierte Ausbildung bzw. durch das Projektstudium den zukünftigen Diplom-Mathematikern bessere Berufschancen mitgegeben werden können. Es wird vor Reformen als "Versuche an Menschen" gewarnt, aber auch die Frage gestellt, wodurch eigentlich bewiesen ist, daß die bisherige Ausbildung brauchbar (wenn auch nicht optimal) war. Zur Evaluation der Reformen kann nichts gesagt werden. Wer garantiert, daß gewisse Projekte gute Mathematik beinhalten?

Herr Dinges warnt davor, die Strukturen zu sehr zurückzudrängen und nur noch Techniken zu lehren. Die Strukturen sollten im Zusammenhang mit konkreten Hintergründen (bzw. an Hand der Probleme, aus denen sie entstanden sind (Vogt)), gelehrt werden. Auch Mathematisierung und Modellbildung sollte eingeübt werden: Eine "gute" Analysis ohne Anwendungsbezüge ist nicht möglich. Herr Ossa meint, daß ein anwendungsbezogenes Lehrangebot auch von reinen Mathematikern erbracht werden kann. Er fordert deshalb exemplarische Vorlesungsausarbeitungen, auf die sich andere Dozenten stützen können.

Es ist nicht klar, ob die Arbeitslosenzahlen bedeuten, daß die Mathematiker falsch ausgebildet werden, oder ob eben nicht mehr Mathematiker benötigt werden. Eine falsche Ausbildung müßte doch ein Versagen im Beruf zur Folge haben; davon ist aber nichts bekannt. Es wird davor gewarnt (Dinges), Studenten nur deshalb anzulocken, damit mehr Forscherstellen geschaffen (bzw. erhalten) werden können. Eines der wichtigsten Ziele für den Diplommathematiker ist es zu lernen, mit Nichtmathematikern zu kommunizieren (Dinges). Dies ist etwas, was sicher nicht in Klausuren abgeprüft werden kann.

Herr Danzer teilt mit, daß die Rahmenordnung für die Diplomprüfung in Mathematik eventuell überarbeitet werden soll. Die Konferenz sollte sich in ein solches Verfahren einschalten. Herr Pareigis soll entsprechende Schritte unternehmen (z.B. sich an den Vorsitzenden des Fakultätentages wenden).

TOP 3 Wahl des Präsidenten (Sprechers) der "Konferenz der Vorsitzenden der mathematischen Fachbereiche". Herr Danzer hat angeregt, nochmals zu überdenken, ob der Vorsitzende dieser Konferenz tatsächlich Präsident heißen soll. Nach längerer Diskussion einigt sich die Konferenz auf den Titel "Sprecher" (19 Ja-Stimmen, 12 Nein-Stimmen, 7 Enthaltungen). Die Amtszeit soll 2 Jahre betragen (vgl. Protokoll der ersten Sitzung, TOP l).

Es werden mehrere Wahlvorschläge gemacht (Danzer, Dinges, Erwe, Lenz, Neubauer, Pareigis, Rost, Walter, Weidmann, Winkler). Die Herren Danzer, Pareigis und Winkler sind bereit zu kandidieren. Im ersten Wahlgang entfallen auf Herrn Pareigis 17 Stimmen, auf Herrn Winkler 13 Stimmen und auf Herrn Danzer 9 Stimmen. Die Stichwahl zwischen Herrn Pareigis und Herrn Winkler endet mit 20 zu l9 Stimmen (1 ungültige Stimme) zu Gunsten von Herrn Pareigis. Herr Pareigis nimmt die Wah1 an. Seine Amtszeit beginnt sofort: Es wird vereinbart, daß Herr Weidmann diese Sitzung bis zum Ende leitet.

TOP 4 Kurzstudiengänge. Es wird berichtet, daß an einigen Hochschulen solche Studiengänge existieren, aber praktisch keine Studenten vorhanden sind. Neue Erkenntnisse gegenüber der ersten Sitzung liegen nicht vor. Herr Neubauer schlägt vor, diesen Punkt auf einer späteren Sitzung im Zusammenhang mit der Diplomausbildung erneut zu diskutieren.

TOP 5 Stufenlehrerausbildung. Es geht hauptsächlich um die stundenmäßige Gewichtung vom l. Fach, 2.Fach und Erziehungswissenschaften. In Nordrhein-Westfalen kann Erziehungswissenschaft als Fach studiert werden. Dort sieht die gesetzliche Regelung ein Verhältnis 2:1:1 vor. In Bayern ist die Einführung des Stufenlehrers zur Zeit nicht aktuell. In Berlin wurde das Problem auf 2 Jahre vertagt. In Baden-Württemberg und Niedersachsen wird die alte l:l Regelung (zwischen l. und 2. Fach) praktiziert. Im Saarland ist die Relation 72:56:32, wobei die Fachdidaktik auf Kosten des erziehungswissenschaftlichen Teils geht. In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen kann die Zulassungsarbeit auch in Erziehungswissenschaften geschrieben werden; für SI gilt dies auch in Hessen. Die Übergänge zwischen den Studiengängen SI, SII und Diplom sind unterschiedlich schwierig (Saarbrücken: SI und SII bis 4. Semester gleich, SII und Diplom bis zum 6. Semester; in Osnabrück hat.man eine einphasige-Ausbildung, SI und SII sind bis zum 6. Semester gleich). Der Übergang vom Diplomstudiengang zu einem lehrerbildenden Studiengang wird allerdings aus zulassungsrechtlichen Gründen immer schwerer. Die Anforderungen werden weitgehend durch die Früfungsordnungen vorgegeben, auf die die Fachbereiche keinen Einfluß haben. Die Hochschulen haben einen gewissen Einfluß durch die Zwischenprüfung. Nicht an allen Hochschulen gibt es solche Zwischenprüfungen. Auf Anregung von Herrn Danzer und Herrn Erwe faßt die Konferenz den folgenden Beschluß (23 Ja-Stimmen, 4 Enthaltungen; ein Antrag von. Herrn Diller den SI-Bereich auszuklammern, wird mit 7 Ja-Stimmen, 17 Nein-Stimmen und 4 Enthaltungen abgelehnt):

Die Konferenz der Vorsitzenden der mathematischen Fachbereiche hat mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, daß nach den derzeit gültigen Prüfungsordnungen für die Lehrämter in Nordrhein-Westfalen die schriftliche Hausarbeit aus einem beliebigen von den "auf die Erste Staatsprüfung bezogenen Studiengebieten des Kandidaten" gewählt werden kann. Die Konferenz hält es für ebenso notwendig wie selbstverständlich, daß das Thema für die Hausarbeit nur dem Ersten Fach oder - falls die beiden Unterrichtsfächer im übrigen gleichgestellt sind - nur einem von diesen entnommen werden darf. Dies gilt sowohl für SI als auch für SII. Insbesondere muß eine Staatsprüfung für einen künftigen SII-Lehrer mit einer wissenschaftlichen Hausarbeit aus einem 40-Stunden-Fach oder aus den Erziehungswissenschaften (wenn diese nicht als volle Fachwissenschaft studiert wurden) mit aller Entschiedenheit abgelehnt werden. Die Konferenz bittet die zuständigen Ministerien, dafür zu sorgen, daß eine entsprechende Änderung bestehender diesbezüglicher Bestimmungen vorgenommen wird.

Während der Diskussion über diesen Antrag wird vorgeschlagen, die Fach- didaktik grundsätzlich auf den erziehungswissenschaftlichen Anteil an- zurechnen. Herr Walter schlägt einen allgemeinen Beschluß für ein Ver hältnis 80:(80-µ):µ vor. Da hierfür eine längere Diskussion nötig gewesen wäre beschränkte sich die Konferenz auf den obigen Beschluß, der von den Fachbereichen auch in ähnlich gelagerten Fällen benutzt werden soll:

TOP 6 Verhältnis der Konferenz der Vorsitzenden der mathematischen Fachbereiche zum Math.-Naturwissenschäftlichen Fakultätentag. Dieser Punkt wurde auf Anregung von Herrn Danzer in die Tagesordnung aufgenommen. Er berichtet über die Konstruktion und Arbeitsweise des Fakultätentages sowie über Themen die auf den letzten Sitzungen des Fakultätentages beraten wurden, insbesondere über solche Themen, die die Mathematik betrafen (Curricularwerte, Studienreformkommission, ZVS-Verfahren). Für die Beibehaltung des Fakultätentages spricht vor allem die Tatsache, daß der Fakultätentag von der WRK anerkannt ist, während sich natürlich Fakultätentage für Mathematik, Physik, Chemie, Biologie oder Geowissenschaften besser mit den fachspezifischen Fragen beschäftigen können. Der Vorsitzende des Fakultätentages wird zu den Sitzungen der WRK eingeladen; der Fakultätentag wird bei der Benennung von Gutachtern herangezogen. - Vorläufig scheint der Fakultätentag als Vertreter aller Naturwissenschaften jedenfalls das größere Gewicht zu haben. Die Konferenz ist deshalb für die Beibehaltung des Fakultätentages. Die Konferenz der Vorsitzenden der mathematischen Fachbereiche soll primär dem Informationsaustausch dienen. Dies schließt nicht aus, daß zu gewissen aktuellen Fragen Resolutionen verabschiedet werden. Die Konferenz kann auch Beschlußvorlagen für den Fakultätentag erarbeiten Deshalb sollen die Sitzungen in Zukunft kurz vor den Sitzungen des Fakultätentages sein. Herr Pareigis wird gebeten, mit dem Vorsitzenden des Fakultätentages Kontakt aufzunehmen. Zum Beispiel ist gegenseitige Einladung der Vorsitzenden zu den Sitzungen gedacht. Der Fakultätentag könnte die Beratung speziell mathematischer Fragen an die Konferenz delegieren.

TOP 7 Erfahrungen mit Studienreformkommissionen. Herr Pareigis berichtet über das Ergebnis der Arbeit einer Studienreformkommission für Mathematik, die vom Bayerischen Staatsministerium für Kultur und Unterricht eingesetzt wurde. In.diesem Vorschlag ist eine Regelstudienzeit von l0 Semestern (einschließlich Prüfung) vorgesehen. Das Ergebnis dieser Kommission wird von der Konferenz im wesentlichen positiv bewertet.

Herr Dinges fordert die Fachbereiche auf, sich auf konstruktive Mitarbeit in solchen Kommissionen vorzubereiten. Es wird allerdings befürchtet, daß die Fachbereiche nur geringen Einfluß auf die Besetzung der Kommissionen haben werden. Es wird vorgeschlagen, daß diese Kommis- sionen nur Rahmenstudienordnungen ausarbeiten sollten, nicht dagegen so detaillierte Regelungen, daß den Fachbereichen keine Freiheit mehr bleibt.

Herr Ossa berichtet aus Niedersachsen, daß dort eine Studienreformkommission für Mathematik/Naturwissenschaften gebildet werden soll. Dies lehnt die Konferenz ab. Sie beschließt mit 24 Ja-Stimmen und 1 Enthaltung:

Die Konferenz der Vorsitzenden der mathematischen Fachbereiche geht davon aus, daß die einzelnen Fachbereiche für Mathematik die Verantwortung für die Studienreform tragen. Wenn auf Landes- oder Bundesebene das Fach Mathematik betreffende Studienreformkommissionen gebildet werden, so müssen dies Studienreformkommissionen für Mathematik allein sein. In diesen Studienreformkommissionen müssen die mathematischen Fachbereiche ausschlaggebend vertreten sein. Die Bildung von Studienreformkommissinen ohne die Beteiligung von genügend vielen Fachbereiche ist undenkbar. Die Konferenz bittet die zuständigen Minister, bei der Einrichtung von Studienreformkommissionen diese Vorstellungen zu berücksichtigen.

Dieser Beschluß soll nicht verschickt werden, sondern den einzelnen Fachbereichen, gegebenenfalls als Werkzeug bei Verhandlungen mit Ministerien dienen. Die Fachbereiche werden aufgefordert, sich zu informieren, wie weit die Vorbereitung solcher Kommissionen gediehen ist; gegebenenfalls sollten sie versuchen, Einfluß zu nehmen.

TOP 8 Erfahrungen mit der Stellenbewirtschaftung. Herr Pareigis berichtet, daß in München eine Relation H4:H3:H2:Hochschulassistent:Assistent wie 1:1:1:1:1 angestrebt wird. Damit könnte erreicht werden, daß die Zahl der Habilitationen etwa dem Bedarf an Hochschullehrern.entsprechen würde. Die augenblickliche Struktur ist noch weit von diesem Modell entfernt. Herr Fandrey berichtet über ähnliches aus Berlin, l Assistent auf 3 Hochschullehrer.

TOP: 9 Verschiedenes.

a) Zentralblatt: Herr Winkler gibt weitere Informationen zur Kündigung des Vertrags der Akademie der DDR (damit verbunden.ist die Auflösung der Zentralblattredaktion in Ost-Berlin) und dem an alle Hochschullebrer verschickten Brief von Herrn Kutzler. Da ein Ausbau der West-Berliner Redaktion unumgänglich ist, wenn das Zentralblatt in seiner bisherigen Art erhalten werden soll, bittet er für die Unterstützung der Initiative von Herrn Kutzler zu werben, wenn man auch mit einigen Formulierungen nicht ganz einverstanden sein sollte. Man hofft auf finanzielle Unterstützung durch Bund und Länder.

b) Die nächste Sitzung findet am 29. und 30.April 1978 in München statt; Beginn der Sitzung am 29.4.1978 um 14 Uhr.

c) Nerr Pareigis fragt, ob es Fachbereiche gibt, in deren Promotionsordnung die Note "ausgezeichnet" der Ziffer1 entspricht. Dies scheint nirgends der Fall zu sein. Es wird angeregt, die Note ausgezeichnet nur dann zu vergeben, wenn die Dissertation mit "ausgezeichnet" bewertet ist.

d) Herr Pittelkow verteilt einen Studienplan für das Diplom in Wirtschaftsmathematik (keine Diskussion).

gez. B.Pareigis   gez. J.Weidmann