KONFERENZ DER MATHEMATISCHEN FACHBEREICHE

5100 AACHEN, DEN 7. 5. 1985

DER SPRECHER
PROF. DR. K. HABETHA
LEHRSTUHL II FÜR MATHEMATIK
RWTH AACHEN
TEMPLERGRABEN 55

P R O T O K O L L

der 10. Plenarversammlung der Konferenz der Mathematischen Fachbereiche am 20. April 1985


Ort: Seminarraum der Schwesternschule, Klinikum der RWTH Aachen
Zeit: 14 Uhr 40 - 19 Uhr 40

Sitzungsleitung und Protokoll: K. Habetha als Sprecher

Anwesend:

K. Habetha - Sprecher (zugleich Aachen)
J. Winkler - stellvertr. Sprecher u. Beirat (zugleich TU Berlin)
E . Lamprecht - Beirat (zugleich Saarbrücken)
H. Salzmann - Beirat (zugleich Tübingen)

A.Kerber (Bayreuth), G.Berendt (FU Berlin) , D.Voigt (Bielefeld), H.-P.Kinder (Bremen), L.Lucht(Clausthal -Z .), R.Walter (Dortmund), K.Steffen (Düsseldorf), H.-P.Blatt (Eichstätt), R.Bieri (Frankfurt), J.Flum (Freiburg), W.Stute (Gießen), K.H.Kamps (Hagen), K.Bosch (Hohenheim), H.Becker (Kaiserslautern), M.Schneider (Karlsruhe), B.Bosbach (Kassel), M.Armbrust (Köln), L.Kaup (Konstanz) , K.Doerk (Mainz), J.Steinebach (Marburg), F.Lorenz (Münster), R.Zielke (Osnabrück), E.Kaniuth (Paderborn), J.Lauter (Siegen), P.Lesky (Stuttgart), E.Wirsing (Ulm), D.Vogt (Wuppertal).

Verhindert: WRK, Darmstadt, Göttingen, Hamburg, Heidelberg, Würzburg

TOP l: Genehmigung der Tagesordnung
Die Tagesordnung wird mit einer Änderung genehmigt; Punkt 7 "Studienführer Mathematik" wird abgesetzt.

TOP 2: Genehmigung des Protokolls der 9. Plenarversammlung
Das Protokoll wird ohne Änderung genehmigt.

TOP 3: Wahl zweier Kassenprüfer
G. Berendt (FU Berlin) und H. Becker (Kaiserslautern) werden zu Kassenprüfern gewählt.

TOP 4: Bericht des Sprechers
Der Sprecher berichtet über die folgende Punkte:
a) Unter Hinweis auf die Ausführungen über den Fiebiger-Plan und das entsprechende Umfrageergebnis, die mit der Einladung versandt wurden, wird über Erhebungen für alle Fächer in Nordrhein-Westfalen berichtet. Die Mathematik hat - abgesehen von dem Sonderfall Informatik die geringste Erneuerungsrate aller Fächer, vor allem bis weit in die 90er Jahre hinein. Bei entsprechenden Landesprogrammen sollte auf jeden Fall auf ein fächerspezifisches Vorgehen hingewirkt werden, allgemeine Prozentzahlen spiegeln die bedenkliche Situation für unseren Nachwuchs nicht wieder. Die Kollegen aus Baden-Württemberg, Bayern und Berlin berichten über die dort ergriffenen Maßnahmen: In Baden-Württemberg werden Stellen ohne Ausstattung zugewiesen (Anträge sind gestellt, nicht ohne psychologische Schwierigkeiten), in Berlin mit Ausstattung, in Bayern waren hervorragende Nachwuchskräfte zu benennen, deren Verbleib an der Hochschule wünschenswert wäre.
b) In der überregionalen Studienreformkommission wird wohl vor der HRG-Novellierung nichts mehr passieren. Nach kurzer Diskussion wird einstimmig folgender Beschluß gefaßt: "Die Konferenz der mathematischen Fachbereiche bekräftigt ihren Beschluß vom Vorjahr, eine bundesweite Studienreformkommission abzulehnen. Sie hält eine solche Kommission weiterhin für unnötig". Dieser Beschluß soll WRK und KMK mitgeteilt werden.
c) Hinweis auf Studienmöglichkeiten aus einem jetzt anlaufenden Postdoktorandenprogramm. Den Hochschulen dürften die Unterlagen vorliegen.

TOP 5: Berichte aus den Abteilungen/Fachbereichen/Fakultäten
Es ergaben sich wieder farbige Diskussionen über die verschiedensten Punkte. Hier der Versuch einer Zusammenfassung:

Die Informatik wird an einigen Hochschulen neu eingeführt, allerdings als Nebenfachausbildung oder Fach innerhalb der Mathematik, zum Teil noch in der Diskussion, so FU Berlin (je 2 Stellen in der Mathematik und den Wirtschaftswissenschaften sowie 3 als Kernbereich der Informatik), Bielefeld, Clausthal, Gießen, Kassel, Konstanz, Mainz, Tübingen, Ulm. Die Informatik selbst ist allgemein überfüllt, der Ausbau wohl langsamer geworden.

Die Anfängerzahlen in der Mathematik und den daraus abgeleiteten Studiengängen scheinen konstanter zu werden, die Lehramtsstudiengänge haben stark nachgelassen, es wird aber über Interesse der Diplomstudenten an Lehramtsstudiengängen berichtet. Außerdem wird auf den voraussichtlichen Lehrermangel in den 90er Jahren hingewiesen als Folge der niedrigen Studentenzahlen.

Die neuen Studiengänge Wirtschaftsmathematik und Technomathematik finden weiterhin reges Interesse bei den Anfängern, die Einrichtung solcher Studiengänge ist an einzelnen Orten im Fluß: TU Berlin (allerdings will der Senator nicht den Namen Technomathematik), Clausthal (Genehmigung für Technomathematik noch nicht erteilt), Hagen (ein Studiengang "Math. Systemanalyse" zwischen Kurz- und Langzeitstudium angesiedelt, wird vom Ministerium nicht bearbeitet), Marburg (Wirtschaftsmathematik seit WS 83/84), Paderborn (Einführung der Technomathematik zähflüssig).

Zur Stellenlage im Bereich der Mathematik: Gießen erhofft Wiederzuweisung der in die Informatik verschobenen Geometriestelle aus der Didaktik; Kaiserslautern hat 3 neue C2-Stellen bekommen und erwartet 86 eine C4-Stelle; ansonsten Hinweis auf Fiebiger-Plan.

Die Ausbildung der Physiker in Mathematik wird in 14 Hochschulen (von den anwesenden!) getrennt von der der Mathematiker durchgeführt, in 11 zusammen, die entsprechenden Zahlen für die Informatiker sind 5 getrennt und 8 zusammen; Übergänge zwischen den Extremen treten auf.

Die Diplomprüfungsordnungen haben teilweise sehr lange Bearbeitungszeiten in den Ministerien, die Behandlung der Regelstudienzeit ist unterschiedlich, in Marburg ist sie auf 8 Semester gekürzt worden. In Rheinland-Pfalz hat das OVG entschieden, daß das Ministerium keine Ersatzvornahme durchführen darf.

Ein umfangreiches Diskussionsthema bilden die Nebenfächer. Der Sprecher wird gebeten, eine Umfrage durchzuführen über die möglichen Nebenfächer und ihre Annahme durch die Studenten (der Fragebogen liegt dem Protokoll bei).

An einigen Universitäten ist weiterhin die Lage der math. Bibliotheken sehr prekär, wobei auch über Abstimmungsschwierigkeiten mit der Hauptbibliothek berichtet wird.

Angesprochen werden ferner die Studiendauer und die Teilnahme von Studenten an Habilitationen.

TOP 6: Informatikunterricht in den Schulen
Der Sprecher verliest einen entsprechenden Protokollauszug einer Präsidiumssitzung der DMV und einen Bericht von Herrn W. Schwarz (Frankfurt) über eine MNU-Tagung über Lehrpläne für den Computereinsatz im Unterricht. Ferner liegen Anfragen zu diesem Punkt aus Berlin und Dortmund vor. Der augenblickliche Stand der Qualifikationsmöglichkeit für Lehrer in bezug auf Informatik scheint der folgende zu sein: Möglichkeit einer Zusatzprüfung: Bayern, Niedersachsen, Saarland
Möglichkeit eines eigenen 2. Faches Inf.: Berlin und Rheinland-Pfalz (wobei in Berlin die Kombination Math. + Inf. verboten ist).
Inoffizielle Zusatzprüfung: Nordrhein-Westfalen.
Berücksichtigung der Informatik durch geeignete Prüferwahl: Hessen. Für die restlichen Länder ist nichts bekannt.

Nach einiger Diskussion faßt die Konferenz bei einer Enthaltung die folgende Entschließung: Die Konferenz der Mathematischen Fachbereiche bekräftigt ihre Auffassung, daß Lehrinhalte der Informatik in der Schule von Mathematiklehrern mit einer geeigneten qualifizierten Ausbildung unterrichtet werden sollen.

Als Begründung wurde zu Protokoll genommen: Wir sind dieser Meinung, weil die zu vermittelnden Inhalte nur grundlegend sein können und überwiegend mathematisch geprägt sind, so daß sie nicht vom Mathematikunterricht getrennt werden und daher auch (weiterhin) von Mathematiklehrern unterrichtet werden sollten.

Diese Frage wird im nächsten Jahr erneut zu behandeln sein. In NRW soll das Gespräch mit dem Ministerium über diese Frage gesucht werden.

TOP 8: Kassenbericht und Beitrag 1984/86
Die Kassenprüfer stellen fest, daß der Kassenbericht ordnungsgemäß belegt und richtig ist, dem Sprecher wird Entlastung erteilt. Kurzform des Kassenberichtes:
Einnahmen:Übertrag vom Vorgänger4.174,50 DM
 47 Beiträge zu DM 30.-1.410.-- DM
  6.124,50 DM
Ausgaben:Kontogebühren23,50 DM
 Reisekosten598.-- DM
  621.50 DM
Bestand am 19.4.1985:  DM 5.503,--.

Nach einiger Diskussion wird der Beitrag für die Zeit vom l.10.1984-30.9.1986 auf DM 30,-- festgesetzt.

TOP 9: Wahl des Sprechers und des Beirats für die Zeit vom 1.10.1985-30.9.1987. Herr Lamprecht schlägt Herrn Lorenz (Münster) vor. Das Ergebnis der geheimen Wahl lautet:
Lorenz:21 Stimmen
Habetha:1 Stimme
Enthaltungen:2
Damit ist Herr Lorenz gewählt, er nimmt die Wahl an.

Der bisherige Sprecher wird automatisch zum Stellvertreter des Sprechers. Der Beirat - bestehend aus den Herren Lamprecht (Saarbrücken), Salzmann (Tübingen) , Winkler (TU Berlin) - wird einstimmig in seinem Amt bestätigt, die Herren nehmen das Amt an.

TOP 10 u. 11: Es liegen keine Behandlungsgegenstände vor.

gez.: K.Habetha