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Reform der Lehrerausbildung in Mathematik

Notwendige Fachinhalte des Lehramtsstudiums für das Gymnasium
(Diskussionsgrundlage)

von Bernd Heinrich Matzat

Heutzutage braucht ein Lehrer für das Fach Mathematik an einem Gymnasium aufgrund der geänderten und erweiterten Curricula Fachkenntnisse auch in Bereichen der Mathematik, die früher in Lehramtsstudiengängen weitgehend ausgespart wurden. Hierzu gehören insbesondere Inhalte der praktischen und computerorientierten Mathematik wie Numerik, Stochastik, Computeralgebra (Algorithmen und Komplexität) usw. Hierfür können und dürfen die Grundvorlesungen in Mathematik, die die Grundlage für alle weiteren Mathematikvorlesungen im Grund- und Hauptstudium wie auch der Vorlesungen für mathematiknahe Fächer wie Physik und Informatik bilden, nicht beschnitten werden. Da auch der klassische Fächerbestand -- höhere Analysis, Algebra und Geometrie --, der nach wie vor maßgebend für weite Teile des Mathematikunterrichts an Gymnasien ist und bleiben muss, nur sehr bedingt ausgedünnt werden kann, ergibt sich ein im Umfang erhöhter Bedarf an zu fordernden mathematischen Fachvorlesungen. Dieser kann jedoch durch Synergieeffekte bei Kombination mit mathematiknahen Fächern ausgeglichen werden.

Als ein Modell für ein Lehramtsstudium Mathematik vor dem Vorexamen kann man sich vorstellen:

 SWS
Analysis I,II8+4
Lineare Algebra I,II8+4
Einführung in Numerik oder Stochastik4+2
Einführung in die Informatik (mit Programmieren)4+2
Proseminar2

Nach dem Vorexamen sollen zum Beispiel noch hinzu kommen:

 SWS
Höhere Analysis (Analysis III oder Funktionentheorie I etc)4+2
Algebra I oder Elementare Zahlentheorie4+2
Stochastik oder Numerik4+2
Theoretische Informatik oder Computeralgebra
(Algorithmen und Komplexität)
4+2
Topologie oder Geometrie (bzw. Computergeometrie)4+2
Geschichte der Mathematik oder Logik4+2
Seminar2

Niemand wird daran zweifeln, daß künftige Lehrer an Gymnasien ein Grundwissen im oben aufgeführten Fächerspektrum mindestens im angegebenen Umfang erworben haben sollten. Eine zusätzliche Vertiefung im Gebiet der Examensarbeit wäre sehr wünschenswert. Verglichen mit den zur Zeit praktizierten Lehramtsstudiengängen stellt dies jedoch eine Erweiterung des mathematischen Fachstudiums dar, das in Kombination mit mathematikfernen Fächern wie den Sprachen nur schwer in der bisher dafür vorgesehenen Zeit studierbar ist. Bedenkt man aber, daß zum Beispiel die Vorlesungen Analysis I, II und Lineare Algebra I auch bei Studiengängern der Physik (mit zusätzlich Numerik) und der Informatik (mit zusätzlich Einführung in die Informatik) obligatorisch sind, so wird dieser Fächerkanon in dieser Kombination studierbar sein und wird das Fachwissen in beiden gewählten Fächern stärken. Ähnliche Synergieeffekte ergeben sich auch beim Hauptstudium, mit z.B. Höherer Analysis im Fach Physik und Theoretischer Informatik im Fach Informatik.

Unter Berücksichtigung der überschneidenden bzw. fachübergreifenden Vorlesungen kann man also ohne weiteres von diesem Plan ausgehend ein Curriculum Mathematik/Physik bzw. Mathematik/Informatik mit insgesamt etwa 140 Wochenstunden Fachvorlesungen, Übungen und Seminaren zusammenstellen. Dieses könnte dann ergänzt werden durch weitere bis zu 40 Stunden verteilt auf die Examensarbeit sowie fachdidaktische und erziehungswissenschaftliche Veranstaltungen, wobei der Examensarbeit als einem ganz wesentlichen Ausbildungsziel ein besonderes Gewicht beigemessen werden sollte.


Stand: 05.11.2002.   www.mathematik.uni-bielefeld.de/KMathF/standpunkte/

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